Österreich
Psychologe: Richtige Kommunikation kommt an Schulen zu kurz
Gewaltauslöser sind häufig Kränkungen, Frust, Minderwertigkeitsgefühle, Überforderung oder Misserfolge
Graz/Wien - Zu Gewaltausbrüchen von Kindern und Jugendlichen
an Schulen führe meist entweder lang aufgestauter Frust wegen
schwieriger Verhältnisse zu Hause, Kränkungen, oder wegen Überforderung und
Misserfolgen beim Lernen. "So ein Kind will das dann 'einmal ausprobieren'", sagte Dr.
Philip Streit, Leiter des Instituts Kind, Jugend und Familie in der
Steiermark.
"Die Schulen sind bereits für die problematische Entwicklungen
von Kindern sensibilisiert, allerdings", betonte der Landessprecher des Berufsverbands der
Psychologen. "sei das Problem, dass die
kommunikativen Aspekte oft zu kurz kommen."
Wenig Möglichkeiten negative Entwicklungen von Schülern zu erkennen
Generell sei es
heutzutage in Hauptschulen im Vergleich zu Gymnasien allerdings noch
schwieriger, negative Entwicklungen von Schülern zu erkennen - "durch
die unendlich vielen sozialen Aspekte", so der Psychologe. Bei der
Ausbildung von Pädagogen bestehe da Nachholbedarf: "Das
Bildungssystem hat im Punkt soziales Lernen noch nicht nachgezogen."
Klassenvorstände sollten Vertrauenslehrer sein
"Das Entscheidende ist der Kontakt von Mensch zu Mensch", sagte
Streit. "Den Lehrern müsste Mut gemacht werden, den Schülern als
Menschen zu begegnen." Diese "Menschenkompetenz" sei zumindest zum
Teil erlernbar. Bei der Auswahl von Klassenvorständen oder
Vertrauenslehrern sollte darauf Rücksicht genommen werden. So könnten
Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen, die laut dem
Psychologen auf Leistungsdruck, Medien und die Mehrfachbelastung der
Eltern zurückzuführen seien, zumindest in einigen Fällen rechtzeitig
erkannt und aufgefangen werden. (APA)