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Rob Glaser, Gründer und Chef von RealNetworks.

Foto: Reuters/Jeff Christensen
Der Internet-Pionier RealNetworks strebt eine Allianz mit Apple in Sachen digitaler Musik an. Das berichtet die New York Times (NYT) am Donnerstag, unter Berufung auf ein E-Mail von Real-CEO Rob Glaser an Apple-Chef Steve Jobs. Darin bietet Glaser eine "taktische Allianz" der beiden Unternehmen bei digitaler Musik an, die sich vor allem gegen das aggressive Bemühen von Microsoft richtet, seine eigenen Standards durchzusetzen. Dies würde jedoch von Apple eine Öffnung seiner Software zur Lizenzierung für andere Unternehmen erfordern. Zahlreiche Beobachter befürchten, dass eine wahrscheinliche Ablehnung des Angebots durch Jobs die Entwicklung bei den Betriebssystemen in den späten 80ern wiederholt.

Fairplay für RealNetworks

Das laut NYT am 9. April via E-Mail gemachte Kooperationsangebot von Glaser appelliert an Jobs, die Lizenzierung der Apple-Software Fairplay für RealNetworks zu erlauben. Das würde Real ermöglichen seinen digitalen Musikservice Rhapsody für iPods kompatibel zu gestalten. Im Gegenzug will Real den iPod zur primären Hardware für seine Musiksoftware und Services machen. Dies sei für Real auch deswegen naheliegend, weil Apple denselben technologischen Standard verwendet, nämlich AAC. Die Kooperation soll eine Durchsetzung des Microsoft-Standards WMA verhindern, der mit heftigen Druck des Softwareriesen auf dem Vormarsch ist.

Drohung oder Angebot

Einige Experten orten in dem Mail von Glaser allerdings mehr eine - mehr oder weniger - versteckte - Drohung, denn ein Angebot. Glaser, selbst ehemaliger Mitarbeiter und inzwischen erbitterter Konkurrent von Microsoft, deutet demnach auch an, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ihn andernfalls in eine Partnerschaft mit Microsoft zwingen. "Instinktiv" wolle Glaser die Partnerschaft mit Microsoft nicht eingehen, zitiert die NYT aus dem E-Mail. Allerdings steige die Unterstützung für Microsofts Media-Player-Software und Real sieht "sehr interessante Möglichkeiten" bei einem Wechsel zum WMA-Standard. Dennoch will Glaser einer Kooperation mit Apple Priorität einräumen. Ein Treffen von Führungskräften beider Unternehmen soll weitere Möglichkeiten ausloten, so die NYT.

Ablehnung erwartet

Dennoch erwarten Branchenbeobachter, dass Jobs das Angebot ablehnen wird. Apple hat bisher seine Software nicht für andere Unternehmen geöffnet. Die Kooperation mit Hewlett-Packard erlaubt dem Konzern nur Apples iPods zu vertreiben und die Software zu verwenden. Apple sei nicht daran interessiert, dass seine Software auch auf Geräten anderer Hersteller funktioniert und umgekehrt, so die Analyse eines Experten gegenüber der NYT. Der Apple-Chef setze darauf die "Big Guys" Sony und Microsoft mit "besserem Marketing" zu schlagen. Dieses Konzept habe sich aber bereits bei den Betriebssystemen Ende der 80er-Jahre nicht bewährt und zur Dominanz von Microsoft geführt. Zahlreiche Branchenkenner - und auch Glaser - befürchten, dass Jobs mit einer Ablehnung des Angebots Fehler der Vergangenheit wiederholt, so die NYT.(pte/red)