Tokio/Stuttgart - Daimler Chrysler zieht die Zügel bei seinem angeschlagenen japanischen Partner Mitsubishi Motors an: Nutzfahrzeugvorstand Eckhard Cordes, der sich bei Daimler auch um Asien kümmert, erhält einen Sitz im Aufsichtsrat des Unternehmens. Zugleich kündigte Mitsubishi Motors am Mittwoch in Tokio Pläne zur Ausgabe neuer Aktien an.

Fünf Milliarden frisches Kapital benötigt

Der Autobauer braucht Gerüchten zufolge mehr als 5 Mrd. Euro frisches Kapital. Unklar ist bisher, in welchem Umfang sich Daimler Chrysler an der Sanierung beteiligen wird. Das Thema steht voraussichtlich auch auf der Tagesordnung des Daimler-Vorstands am kommenden Montag.

Mitsubishi Motors will sich im Rahmen seiner Sanierung die Ausgabe neuer Aktien genehmigen lassen. Die Aktionäre sollen auf der Hauptversammlung Ende April beschließen, dass der Konzern die Höchstgrenze für das Stammkapital auf 5,93 Mrd. Papiere heraufsetzen kann. Außerdem soll die Zustimmung für weitere 3,5 Mio. neue Vorzugsaktien eingeholt werden. Daimler Chrysler hält an Mitsubishi Motors derzeit 37 Prozent der Anteile.

Smart-Chef Rentschler in Tokio

Zudem arbeitet seit mehreren Wochen Smart-Chef Andreas Rentschler in Tokio an einem Sanierungsplan für den japanischen Fahrzeugbauer. Das Konzept soll auf der Hauptversammlung des Unternehmens am 30. April der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Über den Wechsel von Rentschler an die Mitsubishi-Spitze gingen unterdessen die Spekulationen weiter.

Nach einem Bericht der "Welt" vom Mittwoch soll der Smart-Chef offenbar bei Mitsubishi den Posten des Chief Operating Officer (COO) übernehmen. Damit wäre er im Vorstand für das operative Tagesgeschäft zuständig. Auf diese Weise könnte der amtierende Mitsubishi-Chef Rolf Eckrodt bis zum Ablauf seines Vertrages zum Jahresende 2004 im Amt bleiben. Ein Daimler Chrysler-Sprecher lehnte eine Stellungnahme in Stuttgart ab.

Hyundai-Kooperation vor dem Aus

Unterdessen berichtete die "Wirtschaftswoche", das vor einiger Zeit gegründete Gemeinschaftsunternehmen von Daimler Chrysler und Hyundai Motors zum Bau von Nutzfahrzeugen stehe vor dem Scheitern. Das Magazin berichtete unter Berufung auf Unternehmenskreisen, dass bis Ende April über den endgültigen Abbruch der Gespräche entschieden werden solle. Vor allem der profitable Hyundai-Konzern lehne die enge Zusammenarbeit mit Daimler Chrysler inzwischen ab und fürchte nach dem Vorbild Mitsubishi einen zu großen Einfluss des Stuttgarter Konzerns.

Auch die geplante deutsch-koreanische Partnerschaft zum Bau von Motoren für Nutzfahrzeuge soll den Informationen zufolge nicht mehr realisiert werden. Allerdings hielten beide Unternehmen am Bau eines Motors für Personenwagen fest, der dieses Jahr in Serie gehen und in Modellen von Hyundai, Mitsubishi und Chrysler eingesetzt werden soll.

Daimler-Sprecher bestätigt Gespräche

Ein Daimler Chrysler-Sprecher sagte auf Anfrage, der Konzern befinde sich nach wie vor in Gesprächen mit Hyundai. Eine Stellungnahme zu Einzelheiten lehnte er ab. Zugleich bekräftigte er erneut die Aussage von Nutzfahrzeugvorstand Cordes, wonach die strategische Notwendigkeit für weitergehende Joint Ventures in Asien abgenommen habe. In Japan stehe der Konzern mit Fuso gut da und in China seien die Weichen gestellt. (APA/AP)