New York/Wien - Der weltgrößte Computer-Chiphersteller Intel hat im Auftaktquartal 2004 dank anziehender Verkäufe in allen Regionen den Gewinn kräftig gesteigert, mit seiner Umsatzprognose die Märkte aber enttäuscht. Weltweit haben daraufhin die Börsen verloren.

Zurückhaltende Prognose

Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, hat sich der Gewinn im ersten Quartal um 89 Prozent erhöht, der Umsatz stieg um 20 Prozent. Für das laufende Quartal geht das Unternehmen aber "nur" von einem Umsatzanstieg von rund 16 Prozent auf 7,6 bis 8,2 Mrd. Dollar (6,4 bis 6,9 Mrd. Euro) aus. Analysten waren von einem Umsatz von 7,9 bis 8,4 Mrd. Dollar ausgegangen.

Die Intel-Aktie, die am Dienstag mit einem leichten Plus aus dem Nasdaq-Handel gegangen war, verlor nachbörslich mehr als 1,5 Prozent. In Europa starteten daraufhin am Mittwoch Technologiewerte wie STMicroelectronics, Infineon, Philips oder Siemens mit deutlichen Kursabschlägen in den Handel. Der Deutsche Aktienindex DAX fiel in diesem Sog am Nachmittag unter die psychologisch wichtige Marke von 4.000 Punkten.

"Mehr erwartet"

"Ich hätte mir etwas mehr erwartet", sagte Fondsmanager Donevan Kukul, der bei Cohen, Klingenstein & Marks Investments von 2,5 Mrd. US-Dollar mitverantwortet, zu der Umsatzprognose von Intel. Auch die für das Quartal in Aussicht gestellte Brutto-Gewinnmarge von 60 Prozent im zweiten Quartal sei niedriger als erwartet ausgefallen.

Im ersten Quartal verzeichnete Intel gegenüber dem Rekordquartal zum Jahresende 2003 den saisonal üblichen Umsatzrückgang. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum legten die Erlöse den Angaben zufolge aber um 20 Prozent auf 8,09 Mrd. Dollar zu. Der Gewinn stieg auf 1,73 (Vorjahr 0,92) Mrd. Dollar oder 26 (14) Cent je Aktie. Darin enthalten war eine Sonderzahlung von 162 Mio. Dollar im Zuge der Einigung in einem Patentrechtsstreit.

Konzernchef sieht gesundes Wachstum

Intel-Konzernchef Craig R. Barrett sprach trotz der Kritik der Analysten und der heftigen Reaktionen der Börse am Mittwoch von einem "gesunden Umsatz- und Gewinnwachstum" seines Konzerns. Treibende Kraft seien eine höhere Nachfrage nach PCs und weltweit steigende Ausgaben für Informationstechnologie gewesen. "Die Stärke der Schwellenländer führt dieses Wachstum nach wie vor an."

Intel-Europa-Chef Jürgen Thiel hält die Reaktion der Analysten für übertrieben. Nach den ersten dreieinhalb Monaten blicke er zuversichtlich in das heurige Gesamtjahr. Insgesamt zeichne sich am europäischen Markt im Vergleich zu den vergangenen drei Jahren eine klare Erholung ab, sagte Thiel.

Chancen in Erweiterungsländern

Starke Wachstumschancen sieht er in den EU-Erweiterungsländern, für die er vor kurzem die Verantwortung übernommen hat. Der Investitionsbedarf in diesen Ländern sei aber noch enorm. In Polen etwa hätten erst 12 Prozent der Haushalte einen PC.

In Österreich hat Intel zuletzt vor allem bei Klein- und Mittelbetrieben zugelegt. Entgegen dem Konzerntrend habe es in diesem Segment sogar gegenüber dem Schlussquartal 2003 einen Zuwachs gegeben. Auch das weitere Wachstum soll zu einem wesentlichen Teil aus diesem Bereich kommen.

Hoffen auf Notebook-Bereich

Weiter überdurchschnittlich wachsen will Intel auch im Notebook-Bereich. In der Sparte Kommunikations-Chips - etwa Halbleiter für Handys - sieht Intel mit einem operativen Quartalsverlust von 219 (Vorjahr 218) Mio. Dollar die Talsohle erreicht. "Ich werde enttäuscht sein, wenn wir keine anhaltende Verbesserung von Quartal zu Quartal vorweisen", sagte Intel-Finanzchef Andy Bryant in einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Intel stellt überwiegend Mikroprozessoren - die Gehirne von Computern - her und ist in diesem Segment mit deutlichem Abstand Marktführer. Etwa vier Fünftel aller weltweit verkauften PCs enthalten Halbleiter von Intel. (APA/Reuters/dpa)