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Das Hotel "Rossija" im Herzen von Moskau hat 3170 Zimmer. Nun soll es abgerissen werden.

Foto: Archiv
Moskau - Bei so viel architektonischer Hässlichkeit stockt Moskau-Touristen bis heute der Atem: Wie eine endlose Wand aus Marmor und Glas erstreckt sich Europas größtes Hotel, das "Rossija", mit seinen 3170 Zimmern am Moskwa-Fluss entlang in Richtung Roter Platz. Nun steht das Herbergsmonster vor dem Ende. "Das ,Rossija' wird abgerissen", bestätigt der Moskauer Chefarchitekt Alexander Kusmin.

Mehr als zehn Millionen Gäste übernachteten bis heute im 1967 fertig gestellten "Rossija". Diese rekordverdächtige Zahl sei nicht nur mit der günstigen Lage zu erklären, sagt der Generaldirektor des "Rossija". "Wie ein wertvoller Schatz werden bei uns die besten Traditionen der russischen Gastfreundschaft bewahrt", meint Juri Alexejew. Vielen ausländischen Gästen blieben wohl eher die ausgesuchte Muffeligkeit des Personals in Erinnerung.

3170 Zimmer auf insgesamt acht Kilometern

Platz genug bot das Hotel für alle: Die Flure des "Rossija" erstrecken sich über acht Kilometer. Zu Sowjetzeiten kursierte der Witz, von manchem Zimmer aus sei es näher zum Roten Platz als zum Frühstücksbuffet.

Im Februar hat Bürgermeister Juri Luschkow den Abriss mit der Begründung angekündigt, das "störende Gebäude" müsse verschwinden. Einen konkreten Termin gibt es noch nicht. Das "Rossija" steht auf einem der teuersten Grundstücke im Riesenreich Russland. Der wirtschaftliche Druck ist enorm. In keiner europäischen Stadt wird so viel, so schnell und so schrill gebaut wie in Moskau. Die Stadt Moskau ist als Eigentümerin des "Rossija" zuversichtlich, in Kürze einen Investor für das Projekt zu finden.

Wird das "Rossija" abgerissen, verlieren auch viele russische und internationale Fernsehsender ihre Studios im Westflügel des Hotels. Aus dem "Rossija" heraus wurden zuletzt auch am Abend der Präsidentenwahl Flammen über den Kremlmauern gefilmt. Am 14. März brannte das historische Ausstellungsgebäude Manege aus dem 19. Jahrhundert bis auf die Grundmauern ab. (dpa, Stefan Voß, DER STANDARD, Printausgabe vom 14.4.2004)