Es wird nicht der wichtigste Rekord seiner Amtszeit sein, aber es ist ein bezeichnender Rekord. Wenn sich George W. Bush noch ein wenig anstrengt - oder exakter: wenn er sich noch weniger anstrengt -, hat er gute Chancen, Richard Nixon als den urlaubsfreudigsten US-Präsidenten aller Zeiten abzulösen. Die öffentliche Diskussion darüber, dass eine Feriendauer von fünf Wochen aufwärts zu üppig für den Boss des Weißen Hauses sein könnte, ist nicht neu. Schon 2001 hatte Bush mit einem Urlaub der Superduper-Kategorie (31 Tage!) den Neid der US-Werktätigen sowie eine hitzige Mediendebatte entfacht.

Diese Debatte wird seither in periodischen Abständen aufgewärmt, zuletzt erst an diesem Wochenende. Dass Bush just zu einen Zeitpunkt, als die Ereignisse im Irak wieder einmal massiv aus dem Ruder liefen, auf seiner texanischen Ranch gemütlich alle Viere von sich streckte, stieß mehr als einem politischen Kommentator sauer auf. Selbst dem sonst eher friedfertigen New York Times-Kolumnisten Bob Herbert stand ob dieser Lethargie der sprichwörtliche Schaum vor dem Mund.

Bush und seine Berater scheinen daraus den Schluss gezogen zu haben, dass es günstig wäre, sich um ein zupackenderes Image zu bemühen. Der Präsident hat seine Frühjahrsmüdigkeit abgestreift und gibt für seine Verhältnisse auffallend oft Pressekonferenzen. Am Montag überraschte er mit der Mitteilung, dass es jetzt "an der Zeit" sei, die US-Geheimdienste an Haupt und Gliedern zu reformieren. Zur Erinnerung: Auf die Idee war (unter vielen anderen) schon Senator Richard Shelby gekommen, als er FBI, CIA und NSA vor eineinhalb Jahren nach einer langen Untersuchung ein verheerendes Zeugnis in Bezug auf den 11. 9. 2001 ausstellte. Es dauert halt seine Zeit, bis sich manches bis ins Weiße Haus herumspricht. Und bis der Präsident daraus die richtigen Schlüsse zieht. Wahrscheinlich musste er lange nachdenken. Oder vielleicht war er auch nur urlaubsreif. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.4.2004)