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Christoph Chorherr, Klubchef der Wiener Grünen, zieht sich von der Parteispitze zurück. Als Spitzenkandidatin für die Gemeinderatswahl 2006 schlägt er Maria Vassilakou vor. "Ich würde das gerne machen", sagt die nicht amtsführende Stadträtin zu Peter Mayr.

foto: apa/techt
Standard: Der Wiener Grünen- Klubchef Christoph Chorherr will bei den Wahlen 2006 nicht mehr als Spitzenkandidat antreten. Er schlägt im "Falter"- Interview Sie vor. Werden Sie diese Funktion übernehmen?

Vassilakou: Ich stehe zur Verfügung und würde das sehr gerne machen.

Standard: Wann wird das entschieden? Noch vor dem Sommer, wie Chorherr hofft?

Vassilakou: Bei uns wählt die Landesversammlung den Spitzenkandidaten. Wann, hängt von der Entscheidung des Landesvorstandes ab.

Standard: Rechnen Sie mit Gegenkandidaten?

Vassilakou: Das kann man bei den Grünen nie wissen.

Standard: Werden Sie Chorherr auch als Klubchef folgen?

Vassilakou: Ich will erst einmal als Spitzenkandidatin gewählt werden. Alles andere überlege ich mir danach.

Standard: Man hatte oft das Gefühl, dass Chorherr mit seiner Meinung bei den Wiener Grünen alleine dastand. Wie freiwillig ist sein Rückzug?

Vassilakou: Dieser Schritt ist seine Entscheidung. Ansonsten gehört zu den Grünen, dass man nicht laufend einer Meinung sein kann. Das zeichnet uns doch aus. Er hat seine Arbeit gut gemacht.

Standard: Er war für Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP nach der letzten Nationalratswahl - Sie und viele andere Wiener Grüne waren strikt dagegen.

Vassilakou: Die ÖVP ist zwar eine große Partei mit unterschiedlichen Strömungen, aber jene Gruppe, die Ansprechpartner der Grünen sein könnte, ist derzeit weit und breit nicht zu sehen. Zeigen Sie mir einen Liberalen in der ÖVP, der irgendetwas zu melden hat! Meine Kritik an der ÖVP bleibt unverändert. Die Leistungen, die sie in der Regierung hinlegt, bestätigt das - Stichwort Pensionsreform, Stichwort Asylpolitik.

Standard: Die Tür zu den Schwarzen ist also zu?

Vassilakou: Nein. Wenn es nach den Nationalratswahlen ein Ergebnis gibt, das es nahe legt, mit der ÖVP zu sprechen, wird man das tun. Man kann aber nicht annehmen, dass ich ein großer Fan von Wolfgang Schüssel und Andreas Khol bin. Ich bin mit dem, was die ÖVP macht, überhaupt nicht einverstanden.

Standard: In Kärnten hat die SPÖ die FPÖ als Partner und in Salzburg redet man mit der ÖVP. Salzburgs SP-Chefin spricht sich schon für Rot- Schwarz auf Bundesebene aus. Trotzdem setzen Sie offenbar lieber auf die rote Karte?

Vassilakou: Ich bin eine Anhängerin unseres Kurses auf Bundesebene: gleiche Distanz zu Rot und Schwarz. Keine Zusammenarbeit mit der FPÖ.

Standard: Machen die Grünen etwas falsch, weil man über Koalitionen nicht mit ihnen redet?

Vassilakou: Das glaube ich nicht. Es mag sein, dass die Grünen als unbequeme Partner angesehen werden, weil sie viel durchsetzen wollen.

Standard: Was wird sich am Kurs der Grünen in Wien ändern?

Vassilakou: Ich habe ja schon die letzten Jahre sehr intensiv mit Chorherr zusammengearbeitet. Vieles wird daher gleich bleiben. Was ich aber schon sage: Ich kann durchaus zubeißen, wenn es sein muss. 2006 stehen entscheidende Wahlen in Wien auf dem Programm. Immerhin gilt es, die SP-Absolute zu brechen. Ich werde einen starken Oppositionskurs fahren.

Standard: Also noch mehr Oppositionsarbeit als bisher?

Vassilakou: Einerseits müssen wir einen harten Oppositionskurs fahren, um die Schwächen aufzuzeigen, andererseits gilt es, Angebote an die Bürger und Bürgerinnen zu machen, was grüne Politik bedeutet.

Standard: Gemeinsame Projekte mit der SP wie unter Chorherr wird es nicht mehr geben?

Vassilakou: Selbstverständlich wird es so etwas weiterhin geben. Die Projekte zeigen, was kommt, wenn Grün kommt.

Standard: Ihr Wahlziel?

Vassilakou: Unser oberstes Wahlziel muss sein, die Absolute der SPÖ zu brechen. Wenn es auch noch gelingt, die ÖVP zu überholen, freut es mich besonders. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.4.2004)