Die Suche nach einem neuen Rechnungshofpräsidenten wird immer mehr zu einem Mensch-Ärgere-dich-nicht-Spiel. Vor allem ÖVP und Grüne bringen mögliche Kandidaten der jeweils anderen Partei ins Spiel, im Wissen, dass solches Namedropping Unruhe im gegnerischen Lager stiftet.

Jüngstes Beispiel: Grünen-Chef Alexander Van der Bellen und Exnationalratspräsident Heinrich Neisser, angeblich von ÖVP und Grünen kolportiert. Sowohl Van der Bellen wie Neisser haben keine realen Chancen: Van der Bellen soll die Grünen bei der Nationalratswahl anführen. Neisser hat allzu oft die eigene Parteiführung kritisiert.

Mehr Chancen kann sich da schon ein FPÖ-Kandidat ausrechnen: Der ehemalige FPÖ-Klubdirektor Josef Moser gilt nicht nur in seiner eigenen Partei, sondern auch in der ÖVP als Personalalternative. Er sei fachlich in Ordnung, anerkannt und überdies umgänglich, heißt es. Nur sitzt Moser auf einem gut bezahlten HLAG-Posten und könnte bei den ÖBB eine wichtige Funktion übernehmen - und will sich nicht festlegen.

Der politischen Arithmetik zufolge könnten Mosers Chancen steigen, wenn ÖVP-Kandidatin Benita Ferrero-Waldner in die Hofburg einzieht. Hofburg schwarz, Rechnungshof blau, lautet die Gleichung.

Ebenfalls als möglicher blauer Kandidat im Gespräch: Friedrich Rödler, ehemaliger Generalsekretär im Infrastrukturministerium, heute Seniorpartner bei Pricewaterhouse.

Einer ist jedenfalls aus dem Rennen: ÖVP-Finanzstaatssekretär Alfred Finz. Bis zuletzt hatte er sich Hoffnungen auf die Nachfolge von Franz Fiedler gemacht. Ein Exregierungsmitglied als Kontrollor - diese Optik erschien Schüssel dann doch zu ungünstig. (Barbara Tóth/DER STANDARD, Printausgabe, 10./11./12.4.2004)