Jerusalem - Begleitet von einem massiven Aufgebot an Polizei und Militär haben tausende Christen aus aller Welt in der Jerusalemer Altstadt den Karfreitag begangen. In zahllosen Gruppen zogen sie in Erinnerung an den Leidensweg Christi durch die Via Dolorosa zur Grabeskirche und hielten an den 14 Stationen des Kreuzwegs im Gebet inne. Bei der großen Prozession der Franziskaner trugen mehrere palästinensische Christen ein schweres Holzkreuz.

Der Karfreitag wurde heuer von den israelischen Sicherheitsbehörden wegen der "multireligiösen" Überlappung der verschiedenen Festkalender als besonderes Sicherheitsrisiko eingestuft: "Westliche" und "östliche" Christen feiern am gleichen Termin Ostern, zugleich begehen die Juden das Pessach-Fest und mehrere tausend Muslime kamen zum traditionellen Freitagsgebet auf dem Tempelplatz zusammen. Nach Angaben eines Militärsprechers waren mehrere tausend Sicherheitskräfte im Einsatz, um Zwischenfälle zu verhindern.

Vielfach beteten die Christen bei ihren Gottesdiensten am Gründonnerstagabend und Karfreitag auch um Frieden und Versöhnung im Heiligen Land. "Die Liebe ist stärker als der Hass", sagte der Apostolische Nuntius, Erzbischof Pietro Sambi, beim Abendmahlsgottesdienst im Jerusalemer Notre-Dame-Center. Das habe Jesus vorgelebt.

Israel verbietet jungen Palästinensern Zutritt zum Tempelberg

Nach den gewaltsamen Zusammenstößen vor einer Woche hat die israelische Polizei am Freitag den Zugang zum Platz auf dem Jerusalemer Tempelberg für alle palästinensischen Männer unter 45 Jahren verboten. An dem 15 Hektar großen Platz stehen der Felsendom und die Al-Aksa-Moschee, aber auch die Klagemauer, das zentrale Heiligtum der Juden.

Kämpfe während Freitagsgebet

Vor einer Woche hatten sich israelische Soldaten und junge Palästinenser während des Freitagsgebets heftige Kämpfe vor der Al-Aksa-Moschee geliefert, nachdem von dort aus Steine auf jüdische Pilger an der Klagemauer geschleudert worden waren. Dabei ging die Polizei auch mit Tränengas, Schockgranaten und Gummigeschossen gegen die Steinewerfer vor, die sich in die Moschee geflüchtet hatten. Rund 20 Palästinser wurden verletzt, rund ein Dutzend wurde festgenommen.

Rund drei Wochen nach der gezielten Tötung von Hamas-Gründer Scheich Ahmed Yassin blieb die Polizei in ganz Jerusalem wegen möglicher Anschläge weiter in erhöhter Alarmbereitschaft. Nach dem Tod Yassins am 22. März hatten Hamas und andere radikale Palästinensergruppen Israel blutige Vergeltung angedroht. (APA)