Paris - Der Irak steht nach Einschätzung des früheren UNO-Chefwaffeninspektors Hans Blix "heute am Rande des Bürgerkriegs". "Die US-Truppen sind nicht ausreichend stark, um die Ordnung aufrecht zu erhalten und Auseinandersetzungen zu verhindern", sagte der ehemalige schwedische Politiker und Diplomat der französischen Tageszeitung "Le Parisien". "Der Irak ist zu einer Maschine geworden, die Terrorismus produziert." Nach seiner Einschätzung würde US-Präsident George W. Bush den Militäreinsatz im Irak aus heutiger Sicht "nicht wieder machen". Die US-Regierung habe vor dem Krieg vielleicht tatsächlich geglaubt, dass es im Irak Massenvernichtungswaffen gegeben habe, so wie "manche im 18. Jahrhundert an die Existenz von Hexen glaubten", sagte Blix. Er zeigte sich überzeugt, dass die von den USA und ihren Verbündeten gestürzte irakische Führung um Saddam Hussein "seit langem keine Massenvernichtungswaffen hatte". Er selbst habe das Vorhandensein solcher Waffen bis zum Mai vergangenen Jahres nicht ausschließen können. Im Rückblick sei es aber möglich, dass die irakischen Waffenarsenale bereits Anfang der neunziger Jahre vernichtet wurden. Während US-Außenminister Colin Powell inzwischen eingeräumt habe, dass seine Behauptungen über mobile Einheiten mit Chemiewaffen "irrig" waren, habe US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld dies nicht getan, rügte Blix. "Der einzige positive Punkt" am Irak-Krieg bestehe darin, dass der Irak inzwischen "von einem diktatorischen Regime befreit" sei. (APA)