Asylpolitik gehört nicht zu den ureigensten Anliegen der Industrie. Das macht die Wortmeldung von Lorenz Fritz brisant. Der Generalsekretär der heimischen Industriellenvereinigung fordert Führungsqualität der zuständigen Politiker bei der Unterbringung von Asylwerbern ein - eine Qualität, die er derzeit vermisst. Weder Innenminister noch Regierungsmannschaft werden von ihm geschont, auch in der Öffentlichkeit nicht: Die verschnupfte Reaktion aus der Wiener Herrengasse zeigt, dass Strasser dies als Einmischung betrachtet.

Doch diese Einblicke in die derzeitige Atmosphäre zwischen Regierung und regierungsnahen Kreisen sollten nicht den Blick auf die inhaltliche Dimension des Mahnrufs versperren. Von der Sache her nämlich hat Lorenz Fritz eine wichtiges Problem angesprochen, das mit der in Österreich schon traditionellen Wurschtelei im Flüchtlingsbereich - dieser Aneinanderreihung politischer Abputzaktion von Löschnak über Schlögl bis hin zu Strasser - einhergeht.

Nämlich dass der fortgesetzt miese Umgang mit Menschen, die in Österreich Schutz vor Verfolgung suchen, das Image des Landes außerhalb seiner Grenzen beschädigt. In Kreisen, deren Repräsentanten man schon jetzt und mittelfristig erst recht in Österreich braucht: gut ausgebildete, einwanderungsbereite Menschen aus fernen Ländern, deren Hierherkommen die wirtschaftspolitischen Negativeffekte der Überalterung auffangen helfen könnte. Diesen in der Regel gut informierten Menschen bietet Österreich - sowie, in vielerlei Hinsicht, die gesamte EU - derzeit ein abschreckendes Bild: Schotten dicht, lautet die Devise. Und diese Abschreckung ist in Österreich ja auch durchaus gewollt: Man denke nur an den "Umvolkungssager" von RFJ-Obmann Johann Gudenus. (DER STANDARD, Printausgabe, 8.4.2004)