Bei einem neuen E-Mail-Projekt von Google , dem so genannten Gmail , tauchen jetzt in den USA Bedenken von Datenschützern über eine mögliche Verletzung der Privatsphäre der Kunden auf. Der weltgrößte Internet-Suchmaschinenbetreiber will künftig E-Mail-Accounts mit Speicherplatz von 1.000 Megabyte (ein Gigabyte) gratis anbieten. Herkömmliche Free-Mails haben meist nur vier bis sechs Megabyte Speicherplatz. Google will das Projekt mit individualisierter Werbung finanzieren.

Passende Werbung

Dafür werden alle Gmails automatisch gelesen. Je nach Inhalt der Konversation werden dann von Google ausgesuchte passende Werbeangebote gleich mitversandt. Wer sich mit einem Freund per E-Mail etwa über Urlaubspläne unterhält, soll dann automatisch Angebote von Fluglinien oder Reisebüros mitgeschickt bekommen.

Gefährdung der Privatsphäre

Google betont, dass das Screening nur von Computern durchgeführt werde. Datenschützer sehen jedoch eine Gefährdung der Privatsphäre. Gelesen werde nicht nur die elektronische Post von Gmail-Kunden, die den Vertragsbedingungen ja zustimmen, sondern auch von ihren E-Mail-Gesprächspartnern ohne Gmail-Account. Bedenklich scheint auch, dass Gmails offenbar weiter bei Google gespeichert bleiben sollen, auch wenn sie vom User gelöscht sind oder wenn der Account geschlossen wird.

"Unheimliches" Projekt

Das ganze Gmail-Projekt sei ziemlich unheimlich, sagte Ari Schwartz vom Zentrum für Demokratie und Technologie laut einem Beitrag in der Internet-Ausgabe der "New York Times". Chris Hoofnagle vom Informationszentrum für elektronische Privatsphäre kritisiert, dass die Kunden für einen geringen Gegenwert völlig auf ihre Privatsphäre verzichten müssten. Hoofnagle vergleicht Google mit einer Telefongesellschaft, die Gespräche abhört oder einem Postservice, das die Briefe liest.

Ein Vertreter von Google wies alle Vorwürfe eines "Big-Brother"-Szenarios entschieden zurück. Hunderttausende Interessenten hätten sich bereits für das neue Projekt registriert. Der Betrieb soll noch heuer starten. (APA)