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Die Anhänger Muktada al Sadrs warnen die USA vor einer Festnahme des jungen Schiitenführers

Foto: REUTERS/Namir Noor-Eldeen
Bagdad - Der radikale irakische Schiitenführer Muktada al Sadr wird voraussichtlich in den nächsten Wochen verhaftet. "Alles ist fertig, um Sadr anzuklagen", er werde daher wahrscheinlich in einigen Wochen inhaftiert, sagte ein juristischer Berater der US-geführten Koalitionstruppen am Dienstag in Bagdad. Den zuständigen irakischen Ermittlungsrichtern lägen Dokumente, Aussagen von Augenzeugen und medizinische Berichte vor. Der notwendige Haftbefehl sei bereits im August 2003 ausgestellt worden.

US-General Mark Kimmitt betonte, dass die Strafverfolgung von Sadr allein der irakischen Justiz obliege. "Der Haftbefehl wurden von einem irakischen Richter ausgestellt, er wird von der irakischen Polizei vollstreckt, (Al Sadr) wird in ein irakisches Gefängnis eingeliefert und von einem irakischen Richter abgeurteilt", sagte Kimmitt. Die USA würden allerdings ihre Hilfe anbieten, falls dies gewünscht werde.

"Ströme aus Blut"

Der Vize-Chef in Sadrs Hauptquartier, Scheich Amjad al Saadi, warnte die USA vor einer Festnahme des jungen Schiitenführers. "Wenn die Amerikaner Al Sadr verhaften, wird dies Ströme aus Blut zur Folge haben." Sadrs Gefolgsleute "könnten Selbstmordattentäter auf sie loslassen". Zu den Kämpfen in dem Bagdader Armenviertel Sadr City sagte Saadi, viele Menschen seien "ohne Grund" getötet worden. Die Angehörigen seien bald nicht mehr unter Kontrolle zu halten.

Sadr teilte unterdessen mit, er habe die Moschee von Kufa verlassen, in der er sich zuletzt verschanzt hatte, und sei in die heilige Schiitenstadt Najaf (Nadschaf) zurückgekehrt, "um ein Blutvergießen zu vermeiden". Er wolle auch verhindern, dass die Moschee von Leuten geschändet werde, "die vor nichts zurückschrecken".

Nach Angaben des US-Beraters Kimmitt werden Al Sadr insgesamt drei Straftaten, darunter mehrere Morde vorgeworfen. Der Schiitenführer soll demnach unter anderem in das tödliche Attentat auf den schiitischen Würdenträger Sayed Abdul Majid al Khoei im April des vergangenen Jahres in Najaf verwickelt sein. Auch der gewaltsame Tod von drei Insassen eines Taxis in Najaf vor vier Monaten werde ihm angelastet. Al Sadr werde ferner beschuldigt, die im vorigen Jahr die Beschlagnahmung von Spenden in mehreren Moscheen angeordnet zu haben.

Bei den Kämpfen zwischen den Koalitionstruppen und Irakern wurden binnen 48 Stunden fast 130 Menschen getötet. Allein in der Hauptstadt Bagdad meldeten die Behörden 58 Tote und 236 Verletzte. (APA)