Infineon, einer der größten Chiphersteller der Welt mit Sitz in München und F&E-Standorten in Österreich, setzt verstärkt auf die elektronische Identifikation von Waren im Logistikprozess. In Graz hat das Unternehmen nun ein Entwicklungs-, Fertigungs- und Trainingszentrum für die dabei eingesetzte RFID-Techologie (Radio Frequency Identification) eingerichtet. Bis Ende 2006 will man an diesem Standort, der damit für Infineon zum weltweiten Zentrum der diesbezüglichen Anwendungen wird, bis zu 120 neue Arbeitsplätze schaffen.

Ohne direkte Berührung

RFID steht für die elektronische Identifikation eines Gegenstandes mit Hilfe der Funkübertragung und arbeitet damit ohne direkte Berührung. Damit kann der Endnutzer ein Objekt erkennen und dessen Position in einem Produktions-, Verteilungs- oder Anwendungsprozess schnell und exakt elektronisch verfolgen. Im Gegensatz zu den bisher ebenfalls im Bereich der "intelligenten Etiketten" eingesetzten Barcodes, die maximal 13 Zeichen speichern können, haben RFID-Systeme ein Speichervermögen von bis zu 10.000 Bits. Das entspricht in etwa einer Schreibmaschine Text, erklärt Stefan Rohringer, Leiter des Grazer Entwicklungszentrums, im Gespräch mit der APA .

40 Angestellte werken an RFID-Themen

In dem im Jahr 1998 errichteten Grazer Development-Center arbeiten zurzeit rund 40 Angestellte an RFID-Themen. Nun soll Graz im Konzern weltweit die RFID-Schlüsselrolle übernehmen, so Rohringer. Von hier aus sollen dem Kunden Gesamtlösungen für diverse RFID-Anwendungen angeboten werden: Das reicht vom Etikett (Smartlabel) und der in darin integrierten Funkantenne über den von Infineon selbst erzeugten Chip bis hin zu den Lesegeräten und die Anbindung an die Computersysteme im Betrieb. Neben den Aufgaben eines Entwicklungs- und Fertigungscenters obliegt dem Grazer Zentrum auch die Anwendungsdemonstration, die Wartung der Systeme und Schulung von Anwendern.

Im Großen und Ganzen

Die entsprechend hoch qualifizierten Mitarbeiter will man vor allem in der Steiermark selbst finden: "Das steirische Ausbildungspotenzial passt im Großen und Ganzen, wir werden aber auch das Gespräch mit den Unis und Fachhochschulen sowie dem HTL-Bereich suchen um entsprechende Ausbildungsschwerpunkte anzuregen", so Bohringer.

Im Logistik-Bereich fokussiert die Technologie derzeit auf zwei Systeme: Ultra-High-frequency-Anwendungen im 900 Megaherz-Bereich erzielen Reichweiten bis zu vier Metern und eignen sich vor allem für Güter auf Paletten. High-Frequency-Systeme arbeiten mit 13,56 MHz und erfassen sich schnell bewegende Objekte. Industrielle Anwendungen in Logistik und Produktion sind laut Rohringer ein starker Wachstumsfaktor in der RFID-Technologie. Für das Jahr 2007 rechnet man mit einem weltweiten Umsatz von 1,1 Mrd. Euro. Einen großen Zukunftsmarkt sieht Rohringer im Produktions- und Logistikbereich der Pharmaindustrie. (APA)