Die Bayern sind nicht paktfähig.
Da fuhren wir unlängst mit dem 6er Cabrio durch die viele Gegend zwischen München und Chiemsee. Dach offen. Viel Schnee. Viel kalt. "Das war aber jetzt der letzte Schnee für heuer. Hand drauf." Schien, es passte eh alles: Frühlingsausbruch, vehement. Und was ist? Vor ein paar Tagen: internationale Fahrpräsentation 5er Touring, wieder hinter München vulgo Minga. Schneesturm. Weiße Wiesen. Grauslich.
Zum Thema.
Limousinen haben gegenwärtig einen schweren Stand. Selbst in der Oberklasse, letztes wirkliches Refugium der altehrwürdigen Fahrzeuggattung, verliert das klassische Dreibox-Design zugunsten aller möglichen SUV-, Crossover- und Vankonzepte. Und auch der Kombi knabbert nachhaltig an den Limo-Marktanteilen, seit dieser mit dem Zusatz "Lifestyle" auf Kundenfang geht.
Insofern nur folgerichtig,
dass einer der diesbezüglichen Trendsetter, BMW, der eh schon ungewöhnlich erfolgreichen 5er-Limousine (allein von der 2. Generation, seit 1997, wurden 260.000 verkauft) ein Jahr nach Markteinführung die Rucksackvariante nachschickt.
Sieht extravagant-schick aus
wie das Guggenheim-Museum in Bilbao, dynamisch, kraftvoll und was immer die Marketingstrategen für zusätzliche Attribute nennen - wirkt aber insgesamt unverbindlicher als die Limousine, deren prägnante Wirkung in der aktuellen Chris-Bangle-Designära sich vorzüglich im Heck manifestiert.
Österreich-Einführungstermin
ist der 14. Mai. Weil sich's um BMW handelt, nehmen wir die Preise ohne Kopfschütteln zur Kenntnis: Die Palette bewegt sich zwischen 46.700 (525d) und 75.951 € (545i mit Automatik), aufpreismäßig ist wie gewohnt sehr viel Fantasie möglich, die Stichworte dazu lauten: Head-up-Display, Aktivlenkung, Dynamic Drive, adaptives Kurvenlicht, adaptive Geschwindigkeitsregelung, i-Drive etc.
An Motoren gibt's:
2,5- und 3,0-Liter-Diesel (beide serienmäßig politisch korrekt mit Partikelfilter) mit 177 bzw. 218 PS. Ferner: 2,5-Liter-Reihensechszylinder mit 192 und 4,5-Liter-V8 mit 333 PS. Kombinierbar mit 6-Gang-Handschalter oder der phänomenalen, weil weltbesten ZF-6-Gang-Automatik.
Im Innenraum
die gewohnt sachlich-technoide 5er-Atmosphäre, erst ab der C-Säule tut sich Neues: Raum. Viel Raum. 500 Liter Kofferraumvolumen. Bei umgeklappter Rückbank werden daraus, schwups, 1650 Liter, Platz also für ungefähr 17 Golfbags, ein paar Billy-Regale, die Mischmaschine, viele, viele Kisten Weißbier Marke Prinzregent Luitpold oder Erdinger oder was man halt sonst so reinpackt in so einen schicken Kombi.
Um alle Vorzüge
des Flexibilitätskonzepts nützen zu können, empfiehlt sich, gleich das aufpreispflichtige Ablagepaket (245 € exkl. MwSt & NoVA) mitzuordern. Schafft im Gebrauchsfall diverse Unterteilungen zum ultimativ sinnvollen Nutzen des gleichnamigen Raumes. Zugang dazu ergibt sich, das hat bei BMW schon Tradition, nicht allein über die große Klappe - wer nur schnell einen Handgriff zu tätigen hat, tut dies über die kleine, bei der nur die Heckscheibe nach oben schwenkt.
Im Design
wirkt der Neue coupéhafter, gestreckter als der Vorgänger. Das liegt an der höheren bzw. sanft ansteigenden Gürtellinie und der leicht abfallenden Dachlinie. Im Kapitel Fahreigenschaften unterscheidet sich der Touring kaum vom Stufenheck-Bruder. Wobei: BMW ist so viel stolz auf seine Aktivlenkung, dass noch kaum jemand testen konnte, wie sich das Ding mit der "normalen" fährt. Wär' auch einmal interessant.
Schließlich,
Fazit Bayern, 5er Touring: Die Bayern sind vielleicht nicht paktfähig. Dafür ist dieser BMW paketfähig. (Andreas Stockinger, AUTOMOBIL, 2.4.2004)
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BMW