Frankfurt am Main - Der vor gut einer Woche in Frankfurt am Main mit zwei Rohrbomben festgenommene Mann ist nach Einschätzung der Ermittler kein Terrorist. Bei dem 35 Jahre alten Deutschen sei "kein Anfangsverdacht für einen islamistisch-terroristischen Hintergrund" zu erkennen, sagte Oberstaatsanwalt Rainer Schilling am Dienstag. Anderenfalls hätte man das Verfahren sofort an die deutsche Bundesanwaltschaft abgeben müssen.

Der in Untersuchungshaft sitzende Verdächtige war am 27. März in der Nähe einer Frankfurter Discothek mit zwei Schwarzpulver-gefüllten Rohrbomben festgenommen worden. Das ARD-Magazin "FAKT" hatte von zahlreichen Indizien berichtet, die auf einen Terror-Hintergrund des Mannes hinwiesen.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft korrigierte seine frühere Information, nach der die Bombe Nägel und Metallteile enthalten habe. Erst am Dienstagvormittag habe er vom Landeskriminalamt erfahren, dass dies nicht so gewesen sei, sagte Schilling. Auch Landeskriminalamt-Präsident Peter Raisch geht nicht von einem terroristischen Hintergrund aus. Er bestätigte in Wiesbaden, dass bei dem 35-Jährigen ein Bild von Terroristenführer Osama bin Laden gefunden worden sei. "Das war's dann aber auch schon."

Laut "Fakt" war der Mann in seinem Wohnumfeld als fanatischer Anhänger Osama bin Ladens bekannt. Bei ihm sei ein Bild des El-Kaida-Führers gefunden worden sowie eine Bestätigung eines Übertritts zum Islam, berichtete das Magazin unter Berufung auf Ermittlerkreise. Die Fahnder prüften inzwischen, ob der Mann auch an einem versuchten Anschlag auf das US-Generalkonsulat in Amsterdam im Juni 2002 beteiligt war. Diese Angaben wollte Schilling nicht kommentieren.

Der wegen verschiedener Gewaltdelikte polizeibekannte Mann war am 27. März festgenommen worden und sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Laut Polizei hatte der 35-Jährige spätabends in einem Szeneviertel auf offener Straße einem Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma offenbart, dass er zwei Rohrbomben und eine Schusswaffe bei sich habe. Die herbeigerufenen Polizisten entdeckten in der Tasche des Mannes eine Schreckschusspistole sowie zwei mit Lunte versehene und mit Schwarzpulver gefüllte Bomben. Der Verdächtige ließ sich demnach überreden, bis zum Eintreffen der Beamten zu warten. Der Polizei sagte er daraufhin, er habe "Fuchsbauten am Hauptfriedhof" sprengen wollen. In dem Magazinbeitrag sagte ein Polizeisprecher, es handele sich um einen "Wirrkopf".

Bei seiner Festnahme soll der in einem Übergangswohnheim lebende Mann für Neo-Nazis typische Kleidung getragen haben. Als Hintergrund für die Rohrbomben-Aktion werden Streitigkeiten mit dem Wachmann vermutet, der nicht direkt am Discotheken-Eingang arbeitete und die Polizei alarmierte. Die beiden kannten sich von ihrer gemeinsamen Arbeit als Ordner beim Fußballverein Eintracht Frankfurt. (APA/dpa)