Das angebliche "Blutbild" in voller Pracht bei der Klinikeröffnung vor wenigen Wochen.

Foto: Weinviertel-Klinikum
Mistelbach – Die Farbe ist das Problem, meint der Mistelbacher Bürgermeister Christian Resch (VP). "Hermann Nitsch malt auch sehr gute Bilder in Orange- und Gelbtönen. Für das Klinikum hätte man besser ein solches genommen", sagt der "gute persönliche Freund" des Künstlers.

Doch die Verantwortlichen des neu eröffneten Mistelbacher Weinviertel-Klinikums wählten Rot: Vertikale Strähnen blutgetönter Malfarbe, die sich über ein sechs mal vier Meter großes Bild im Eingangsbereich des Schwerpunktkrankenhauses ergießen. In der Mitte zwei Kreuzsymbole aus Holz, die je ein rotdurchtränktes weißes Hemd umfassen.

"Ziemlich moderater" Preis

Dieses "beeindruckende Werk" sei von Nitsch, dem "renommiertesten Weinviertler Künstler", selbst ausgesucht worden, erläutert Josef Kober, der kaufmännische Klinikdirektor. Um 30.000 Euro habe es den Besitzer gewechselt – ein "ziemlich moderater" Preis. Außerdem habe ohnehin "ein Prozent des Bauvolumens laut Ausschreibungskriterien in moderne Kunst investiert werden müssen".

Überhaupt, so Kober, passe das Blutthema zu einem Krankenhaus nicht schlecht. Doch gerade diese in OP-Saal-Nähe zutreffende Bemerkung können viele Betrachter nicht gelten lassen. "Das Bild war kaum fünf Minuten an der Wand, da rief mich schon eine Rotkreuzhelferin an und beschwerte sich. Sie müsse an dem Bild Menschen nach Unfällen vorbeitragen, in Hemden, die mit echtem Blut durchtränkt sind", schildert Ewald Schingerling vom NÖ-Anzeiger.

Seine Bezirkszeitung läuft seit Wochen gegen "das Blutbild" Sturm, nach "Leserbefragungen" und Fragen nach der "politischen Verantwortung" fühlte sich zuletzt auch die FPÖ angesprochen. Schingerling: "Die Mistelbacher Freiheitlichen und ein Wolkersdorfer Lokalbesitzer sammeln bereits Unterschriften."

Eine Entwicklung, die Ortschef Resch bedenklich stimmt, weil sie "mit richtiger Auseinandersetzung mit Kunst nichts zu tun" habe. Während Rita Nitsch, Ehefrau des Malers, unwillig reagiert: Kunst sei eben nicht für jedermann verständlich. Das umstrittene Bild sei bereits einmal im deutschen Passau, wo es für den Dom angekauft werden sollte, "von der Presse verhindert worden".(Irene Brickner, Der Standard, Printausgabe, 06.04.2004)