Immer öfter kursierten in den vergangenen Wochen neue Würmer, die sich mehr oder weniger rasant über das Internet verbreiteten. Oft begnügen sie sich damit, sich zu verbreiten und Daten zu sammeln, ohne auf dem betroffenen System einen Schaden anzurichten. "Die meisten Hacker sind nicht wirklich bösartig", glaubt der IT-Experte Markus Klemen von der Technischen Universität Wien . Dennoch würden viele auf einen "Superwurm" warten, der große Teile des Internets in kurzer Zeit lahm legen könnte.

"Bastelkits"

Eine Erklärung für die zahlreichen neuen Viren, welche die Sicherheitsfirmen beschäftigen, seien beispielsweise leicht verfügbare "Bastelkits", die in einschlägigen Kreisen kursieren. Mit diesen können sich selbst Hacker ohne besondere Vorbildung ihren eigenen Trojaner oder andere Schädlinge zusammenbauen, so Klemen im APA-Gespräch. Aus Angst vor stärkerer polizeilicher Verfolgung würden sie jedoch zurückschrecken, wirklich gefährliche Dateien ins Internet zu schicken: "Die Hemmschwelle ist einfach groß."

"Es kommt sicher noch was auf uns zu"

Die Gefahr eines großen Schlages gegen das Internet ist für ihn denkbar: "Es kommt sicher noch was auf uns zu", sagte Klemen. Mit Hilfe von "einer größeren Anzahl von 'Zombies' (durch Trojaner kontrollierte Rechner, Anm.)" sei es theoretisch möglich, "innerhalb von drei, vier Stunden", das gesamte Internet oder große Teile davon außer Gefecht zu setzen. Vor allem große Sicherheitsfirmen würden schon seit längerem auf einen solchen "Superwurm" warten, erklärte er.

Spam

Eine neue Tendenz sei die Zusammenarbeit zwischen Virenschreibern und Vertreibern von Spam-Mail. Nachwuchshacker würden mit Hilfe von Trojanern eine Vielzahl von Rechnern kapern, und diese gegen Geld zur Verfügung stellen. Diese "Zombies" dienen dabei ohne das Wissen ihrer Besitzer als Plattform für den Versand von ungewünschter Post.

"Wen klagen sie da überhaupt?"

Die Anzahl der Spam-Mails werde in naher Zukunft noch weiter zunehmen, so Klemen. Derzeit liege die Quote dieser viel beklagten Massenzusendungen bei rund 30 Prozent des gesamten Mail-Aufkommens. Für die Versender biete diese Methode der Werbung vor allem einen Kostenvorteil, da Spam "ein extrem billiges Medium" sei. Zumindest rechtlich können sich die Betroffenen oft kaum dagegen wehren, da die Absender meist dubios seien, meinte Klemen: "Wen klagen sie da überhaupt?" (APA)