Paris - Knapp elf Monate nach den Terroranschlägen von Marokko hat die französische Polizei am Montag 13 mutmaßliche Islamisten festgenommen. Nach Angaben der Polizei sollen mindestens sechs von ihnen Verbindungen zur "Marokkanischen islamischen Kampfgruppe" (GICM) haben, die hinter den Anschlägen von Casablanca mit 45 Toten im Mai 2003 stehen soll. Beamte der Spionageabwehr DST und Spezialeinheiten der Polizei stürmten Wohnungen in den Pariser Vorstädten Aulnay-sous-Bois und Mantes-la-Jolie.

Acht Objekte gestürmt

Auf Anordnung der Pariser Anti-Terror-Untersuchungsrichter Jean-Louis Bruguiere und Jean-Francois Ricard stürmten von der Eliteeinheit RAID unterstützte Polizisten am frühen Morgen acht Objekte. Ein Verdächtiger wurde auf dem Pariser Charles-de-Gaulle-Flughafen gefasst, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Acht Objekte wurden durchsucht. Die Verdächtigen wurden in die Zentrale des Inlandsgeheimdiensts DST gebracht, wo sie bis zu 96 Stunden in Polizeigewahrsam verhört werden dürfen.

Die Razzia sei "Ergebnis langer Ermittlungen des DST in Verbindung mit ausländischen Partnern" und hätten "a priori keine Verbindung zu den jüngsten Anschlägen in Madrid", hieß es. Zwei französische Untersuchungsrichter ermitteln wegen der Anschläge in Casablanca vom 16. Mai 2003, weil bei ihnen auch drei Franzosen getötet worden waren. Bei der Anschlagsserie hatten zwölf Selbstmordattentäter 33 Menschen mit in den Tod gerissen.

"Starke Verbindungen" zwischen Anschlägen von Madrid und Casablanca

Die GICM ist nach Einschätzung eines Experten für marokkanische Islamisten, Mohamed Darif, für die Anschläge von Casablanca und von Madrid verantwortlich. Zwischen beiden Attentaten gebe es seiner Meinung nach "starke Verbindungen", sagte Darif vergangenen Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. "Sie sind von derselben mit El Kaida verbundenen Organisation, der GICM, ausgeführt worden." Ihr Führer heiße Abdelkrim Thami Mejjati. Den Angaben zufolge waren unter den in Gewahrsam genommenen auch sechs Frauen.

Die marokkanische Regierung hat die Untergrundorganisation Salafia Jihadia für die fünf nahezu gleichzeitigen Bombenanschläge in Casablanca verantwortlich gemacht wird. Bei den meisten Zielen handelte es sich um jüdische Einrichtungen, ein Ziel lag aber auch in der Nähe des spanischen Konsulats. Marokko vermutet, dass die Gruppe Beziehungen zum Terrornetz El Kaida unterhält.

Veteranen der Afghanistankriege

Viele GICM-Kämpfer sind Veteranen der Afghanistankriege oder wurden in afghanischen Lagern ausgebildet. Die Organisation kämpft für einen islamischen Staat in Marokko und gegen den Westen. Sie soll ihr Netz auch über Deutschland, Italien, Großbritannien und andere europäische Staaten geworfen haben. In Belgien wurden Ende März vier mutmaßliche GICM-Kämpfer unter dem Vorwurf verhaftet, Anschläge vorzubereiten. (APA/AP/dpa/Reuters)