Ihr Einleitungsstatement hatte die Außenministerin ganz auf die Leibthemen der Grünen abgestimmt. Ferrero-Waldner versprach, sich als Bundespräsidentin für Menschenrechte und Entwicklungs-Zusammenarbeit einzusetzen. Auch wolle sie für eine menschliche Gesellschaft eintreten und gegen Rassismus, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit agieren. Überparteilich möchte sie präsidieren und auch sensibel sein gegenüber den sozial Schwachen.
"Frustrierte Frauen"-Sager
Was die Grünen interessierte, war, was Ferrero-Waldner denn davon halte, dass ihr Ober-Unterstützer Kurt Bergmann die Fischer-Werberinnen Heide Schmidt, Gertraud Knoll und Freda Meissner-Blau als "frustrierte Frauen" bezeichnet habe: "Jeder ist selbst verantwortlich für das, was er sagt". Man könne ihr nicht jedes Wort zurechnen, bat die Außenministerin - allerdings mit dem Zusatz, dass sie die drei früheren Präsidentschaftskandidatinnen nicht für "sehr glaubwürdig" halte. Schließlich hätten alle drei mit dem Frausein geworben.
Dass auch sie vom Frausein allein nicht zu überzeugen ist, musste Ferrero-Waldner wenig später zugeben. Nein, sie habe bei den vergangenen Präsidentschafts-Wahlen keine weibliche Kandidatin gewählt, gab die Außenministerin auf eine Frage von Grünen-Vize Eva Glawischnig zu. Diese hätten ihr jeweils zu wenig Erfahrung für das Amt mitgebracht.
Sprache des Volkes
Nächstes Thema - Sprachsensibilität: Bei den Grünen für Verwunderung hatte nämlich gesorgt, dass Ferrero-Waldner ihre Haushälterin als "Zugehfrau" bezeichnet habe. Aufklärung durch die Außenministerin: So rede man umgangssprachlich in Salzburg: "Ich spreche sehr wohl auch die Sprache des Volkes".
Ihr Wahlplakat, wonach sie mit 101 Staatschefs in deren Sprache sprechen kann, nahm der Grüne Europasprecher zum Anlass für Spott. Beinahe wäre er zum Sprayer geworden und hätte angefügt "und trotzdem versteht sie keiner". Denn europapolitisch ortet er bei der Außenministerin sichtlich gröbere Defizite und als ihre größte Leistung sieht er, die bilateralen Maßnahmen der EU-14 gegen Schwarz-Blau in Sanktionen gegen Österreich umgedeutet zu haben. Das wies Ferrero unter Verweis auf diverse unangenehme Momente in Brüssel zurück: Wenn man das als irgendwelche Maßnahmen bezeichne, dann täusche man sich.
Genua-Affäre
Dass im Zusammenhang mit den Anti-Globalisierungsprotesten in Genua und der Festnahme von Mitgliedern der VolxtheaterKarawane von Regierungsseite nicht alles glatt gelaufen ist, gestand die VP-Kandidatin ein: "Aber geholfen haben wir ab dem ersten Tag". "Nicht richtig" sei gewesen, dass sie die AktivistInnen nach einer entsprechenden Information des Innenministeriums als "vorgemerkt" bezeichnet habe, was nicht zugetroffen habe: "Das tut mir leid".
Zurück ins Inland: Ob sie Haider als Regierungsmitgliede angeloben würde? Keine direkte Antwort, aber aus Ferreros Aussagen ist ein Ja ablesbar. Er wäre genauso zu behandeln wie als Landeshauptmann. Das Kriterium sei die Legitimation durch die WählerIn. Und schließlich habe sich Haider für frühere Aussagen entschuldigt und seine starke Sprache geändert.
Schließlich will man grünenseits auch noch wissen, wie Ferrero, die vom Bundeskanzler einmal als sein Alter Ego bezeichnet wurde, nun ihrerseits Wolfgang Schüssel sieht: "Ich würde ihn bezeichnen als der Bundeskanzler". Freundschaftlich verbunden sei sie ihm natürlich auch, aber immer ein selbstständiger Mensch, will die Kandidatin gar nicht den Verdacht aufkommen lassen, sie sei Schüssels Marionette.
Steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuung
Inhaltlich Konkretes gab es wenig. In der Ortstafelfrage ist Ferrero-Waldner überzeugt, dass es bald zu einer neuen Konsenskonferenz und in deren Folge zu einer Umsetzung des VfGH-Urteils kommen wird. Im Sinne einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie plädiert die Außenminister für eine steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuung.