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Der Bundespräsident gratulierte herzlich

Foto: APA/Jäger
Wien – Böse Zungen behaupteten später, der Kanzler habe sich den Anruf extra bestellt. Gerade, als Bundespräsident Thomas Klestil dem Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider in der Hofburg die Angelobungsformel vorlesen ließ, läutete bei Wolfgang Schüssel vernehmlich das Handy. Einmal, zweimal, dreimal, dann schaltete Schüssel doch ab.

Die Beteiligten ließen sich's nicht verdrießen, Haider gelobte, Klestil gratulierte und wünschte "für die große, verantwortungsvolle Aufgabe alles Gute". Ein wenig Rührung, Haider herzte seine Ehefrau Claudia, Vizekanzler Hubert Gorbach schüttelte ihm die Hand, die beiden Kärntner Freunde Martin Strutz und Karl-Heinz Petritz ebenfalls, ehe man sich kurz in Klestils Büro zurückzog und eine Stunde später ins Parlament wechselte. Dort hatte der FP- Nationalratspräsident Thomas Prinzhorn zu einem Empfang geladen, zu dem sich alles einfand, was in der kleiner gewordenen freiheitlichen Welt Rang und Namen hat.

Von den Kärntnern sah man unter anderem Jörg Freunschlag und den Holzindustriellen Hans Tilly, der etwas grimmig dreinblickte, hatte ihn doch der Landeshauptmann persönlich – künftig für den Naturschutz zuständig – ob seines Einschlages im Naturschutzgebiet Walterskirchen kräftig gezaust. Alte Kämpfer wie Volksanwalt Ewald Stadler und die Anwältin Huberta Gheneff waren ebenso gekommen wie Justizminister Dieter Böhmdorfer und die freiheitliche Parlamentsriege, um in und mit Haider neue Stärke zu demonstrieren.

Hausherr Prinzhorn gab sich launig, begrüßte besonders Haiders Gattin als passionierte Jägerin mit zünftigem "Weidmannsheil", das sie sich durch die "pflegliche Behandlung und Hege" ihres "lieben Gatten" besonders verdient habe. FP-Klubchef Herbert Scheibner versprach, auf Bundesebene an den Kärntner Erfolg anzuschließen. Haider gab dann seinen Fans, was sie erwarteten, ein bisschen Schmäh und viel Optimismus: "Uns wird's lange geben." Kärnten habe gezeigt, was mit harter Arbeit und Glaubwürdigkeit alles möglich sei, meinte Haider.

Überhaupt sei dort die Welt völlig in Ordnung, mehr Konsens kaum möglich: Mit der SPÖ habe man zwar einen Partner, der gegen die Bundespolitik agiere, im Rahmen der mittelbaren Bundesverwaltung aber gezwungen sei, diese Politik umzusetzen, meinte Haider unter dem Gelächter seiner Zuhörer. Nachdem jetzt auch die ÖVP im Kärntner Boot ist und seine "Reisen in die arabischen Länder o.k. sind", hat Haider überhaupt keine Sorgen mehr bezüglich der Haltbarkeit der blau-rot- schwarzen Verbindung. Dann nochmals der Dank an Gattin Claudia, deren "engagierte und liebevolle" Unterstützung mindestens so viel Anteil am Wahlsieg gehabt hätte wie er selbst und das Versprechen, "ordentlich zu arbeiten für unser Land und die Republik". Kanzler Schüssel und Ministerin Elisabeth Gehrer hörten es mit Wohlwollen. (DER STANDARD, Printausgabe, 2.4.2004)