Standard: Wo steht Japan nach mehr als zehn Jahren der Wirtschaftskrise?

Kondo: Wir sind guten Mutes, aber haben noch viel Arbeit vor uns. Wir benötigen einen gänzlich neuen Ansatz für die Zukunft. Wichtig ist vor allem, dass wir unser Selbstvertrauen wiedergewinnen. Und dann müssen wir unser Wirtschaftssystem für ausländische Investoren attraktiver machen, unsere Unternehmenskultur noch deutlich verbessern.

STANDARD: In Europa und den USA spricht man von fehlendem Konsumentenvertrauen, in Japan von verlorenem Selbstvertrauen. Ein interessanter Unterschied.

Kondo:Weil sich die Japaner deutlich mehr mit Erfolg oder Misserfolg ihrer Unternehmen identifizieren. Die Generation über 40 Jahre ist sehr enttäuscht, denn sie hat in den 70er-, 80er-Jahren hart gearbeitet und gedacht, wenn sie immer so weiterarbeitet, kann der Erfolg nicht ausbleiben. Doch er ist dann ausgeblieben, die Leute verloren den Boden unter ihren Füßen und auch ihr Selbstverständnis.

STANDARD: Die jungen Leute verarbeiten das besser?

Kondo: Es gibt eine neue, junge Generation, die im Ausland sehr erfolgreich ist. Die japanische Popkultur ist bereits tiefer verankert als Hollywood. Das ist eine Botschaft - eine Botschaft, die man nicht überhören darf. Ob mit dem verlorenen Jahrzehnt auch eine verlorene Generation verbunden ist, wage ich zu bezweifeln.

STANDARD:Verändert sich damit auch Japans Identität?

Kondo: Sicher. Wir müssen uns eingestehen, dass unser amerikanischer Traum zerbrochen ist, wir uns auf unsere eigenen Träume einlassen müssen. Und die müssen wir erst einmal erforschen.