Wien - Die beiden Forschungsförderungsfonds FFF und FWF machen "exzellente Arbeit" - allerdings nur "bei der Erfüllung jener Aufgaben, für die sie in den 60er Jahren gegründet wurden". Für die Bewältigung neuer Herausforderungen hätten sie sich aber nicht schnell genug weiterentwickelt. Zu diesem Schluss kommt eine internationale Evaluation der beiden Fonds, deren Ergebnisse am Donnerstag in Wien präsentiert wurden. Kritik üben die Evaluatoren vor allem an der Autonomie der beiden Fonds "im Sinne der Steuerung durch Förderempfänger", die zu "Konservativismus" geführt habe.

Seit Sommer vergangenen Jahres hat ein Konsortium - bestehend u.a. aus dem Consulting-Unternehmen Technopolis und dem Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) im Auftrag des Infrastrukturministeriums (BMVIT) - den Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF) und den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) evaluiert. Die Ergebnisse der Prüfung hätten "maßgeblichen Einfluss" auf die geplante Reform der Forschungsförderungslandschaft, betonte der für Innovation zuständige Ministerialrat im BMVIT, Ingolf Schädler. Geplant ist die Zusammenlegung von wirtschaftsnahen Fördereinrichtungen in eine Forschungsgesellschaft, ein Gesetzesentwurf soll am 15. April bei einem "Reformdialog" der Regierung präsentiert werden.

"Fragmentierte Förderlandschaft"

Insgesamt haben die Evaluatoren eine "fragmentierte Förderlandschaft in Österreich und ein Fehlen einer verbindlichen Forschungs- und Innovationsstrategie" festgestellt. Die beiden Fonds seien bei ihrer Gründung 1967 sehr moderne Einrichtungen gewesen - mit einer starken Autonomie, die sich durch eine Steuerungsebene auszeichne, die von Förderempfängern dominiert sei. Die Prüfer spielen damit auf die Zusammensetzung der Delegiertenversammlung beim FWF mit Vertretern der Universitäten und des Präsidiums und Kuratoriums des FFF mit Vertretern der Wirtschaft an. "Ein bedauerlicher Effekt dieser Autonomie im Sinne einer Steuerung durch Förderempfänger war Konservativismus", heißt es in einer Kurzfassung des Evaluationsberichts.

In vielen anderen Ländern hätten Fördereinrichtungen in den vergangenen Jahren ihre Praxis geändert und den neuen Gegebenheiten entsprechend nicht nur Einzelforscher in Firmen oder Universitäten gefördert, sondern auch Netzwerke und Verbindungen in einem größer gewordenen Innovationssystem. Im Gegensatz dazu hätten es die beiden österreichischen Fonds verabsäumt, ihre Aktivitäten auszuweiten und anstehende Herausforderungen anzugehen, heißt es in dem Bericht. Stattdessen sei es zur Gründung neuer Fördereinrichtungen gekommen, um diese neuen Aufgaben wahrzunehmen - was in Folge zur Fragmentierung der Förderlandschaft geführt hat. "Wir haben die Fonds immer wieder aufgefordert, neue Programme abzuwickeln, doch das wurde unter Hinweis auf die im Gesetz festgeschriebenen Aufgaben abgelehnt", betonte Schädler.

FFF: Zu wenige Risiken

Der primär angewandte Forschung in der Wirtschaft fördernde FFF bringe substanziellen Nutzen für Förderempfänger, speziell kleinere Unternehmen. Allerdings sei der Fonds in seiner "Autonomie eingesperrt", er habe seit den 60er Jahren immer das gleiche gemacht, Strategien seien dabei keine verfolgt worden, sagte Eric Arnold von Technopolis. Der Fonds gehe bei seiner Förderung zu wenige Risiken ein, kritisieren die Evaluatoren, gefördert würden primär " 'gute' Projekte in 'guten' Firmen", was kein Wunder sei, weil in den Steuerungsgremien Vertreter der Wirtschaft sitzen würden, so Arnold.

FWF: "Nischen-Spieler"

Der FWF ist nach Ansicht der Prüfer ein "Nischen-Spieler", der so wie der FFF mehr analytische und strategische Kompetenz bedürfe. Wasser auf die Mühlen des vor allem Grundlagenforschung an Universitäten fördernden FWF dürfte die Kritik der Evaluatoren an der zu geringen Dotierung des Wissenschaftsfonds sein. Der Anteil des FWF an den Gesamtausgaben für die Universitäten sei zu klein, und es würden keine sogenannten Overheadkosten gefördert, welche den Universitäten entstehen, wenn einer ihrer Angehörigen ein FWF-Projekt durchführt. Rund 40 Prozent der Projektkosten sollten zusätzlich dafür aufgewendet werden, meinte Arnold. Außerdem müsste der Wissenschaftsfonds seine Aufgaben in Richtung Anwendungsorientierung und thematische Forschung erweitern.

Empfehlungen

Für FFF und FWF empfehlen die Evaluatoren nicht nur eine Umwandlung in eine "Agentur" (Arnold: "Der Name Fonds impliziert, dass die Einrichtung eigenes Geld hat"), sondern auch zusätzliche Ressourcen, damit die Fonds strategische Fähigkeiten entwickeln und ihre Einbindung in internationale Entwicklungen stärken können. Der FFF sollte in eine größere Innovationsagentur eingegliedert werden, die Pläne einer Fusion von Technologieimpulse Gesellschaft, Büro für Internationale Technologiekooperation, Austrian Space Agency und FFF zu einer Forschungs-GmbH seien ein guter Ansatz dafür. Für die Eingliederung des FWF in diese Gesellschaft spricht nach Ansicht Arnolds nichts. Es gebe mit Grundlagenforschung und Innovation zwei Blöcke mit unterschiedlichen Prozessen und unterschiedlichen Empfängergruppen, er sehe keine Synergien durch eine Zusammenlegung, und diese wäre auch international unüblich.

Wichtig für Arnold ist es, dass die Politik und die Ministerien sich auf die strategisch-politische und die Fonds auf die operative Ebene konzentrieren. "Gleichzeitig bedeutet das aber auch ein striktes Verbot der Einflussnahme seitens der Politik in operative Belange wie etwa personelle oder Projekt-Entscheidungen", sagte Arnold. Dagegen fordern die Evaluatoren im Sinne einer "Demokratisierung" mehr Einfluss durch die Steuerzahler und weniger durch Förderempfänger. Dies könnte nach Ansicht Arnolds durch klare Leistungsverträge zwischen den demokratisch legitimierten Ministerien und den Fonds sowie durch die Einbindung von Experten - etwa dem Forschungsrat - erfolgen, welche den Fonds bei der Strategieentwicklung helfen. (APA)