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Barnier ist mit der Anwältin Isabelle Altmayer verheiratet, sie haben zwei Söhne und eine Tochter.

Foto: APA/EPA/Olivier Hoslet
Michel Barnier ist ein exzellenter Skiläufer. Als mit dem Wintersport eng verbunden gilt auch die Karriere des Berufspolitikers aus La Tronche in den französischen Alpen.

Er hatte sich schon als ganz junger Mann regionalpolitisch engagiert. Gleich nach dem Abschluss an der Pariser Elitehochschule für Handel (neben seinem Kommilitonen Jean- Pierre Raffarin, dem heutigen Premierminister) wurde er mit 22 Jahren in den Generalrat des Departements Savoyen gewählt.

Barnier arbeitete dann in mehreren Ministerkabinetten, zog 1978 als jüngster Abgeordneter für die Neogaullisten in die Nationalversammlung ein. Aber Frankreich-weit bekannt und für hohe politische Aufgaben programmiert wurde der Konservative im Jahr 1992 mit den Olympischen Winterspielen in Albertville. Die hatte er Seite an Seite mit dem Nationalidol Jean-Claude Killy erfolgreich organisiert.

Solcherart im Heimatdepartement einzementiert, begann Barnier seinen Aufstieg: 1993 machte Premier Eduard Balladur ihn zum Umweltminister. 1995, nach Balladurs Scheitern gegen Jacques Chirac im beinharten Kampf um das Staatspräsidentenamt, wurde Barnier Europaminister – und hatte die erste Reform des EU- Vertrages von Maastricht vorzubereiten, die 1997 in Amsterdam unterschrieben wurde. Kurz zuvor erlitten die Neogaullisten unter Alain Juppé eine katastrophale Wahlniederlage. Barnier tauchte als Senator in Savoyen ab, um 1999 unverhofft als EU-Regionalkommissar ein Comeback zu feiern. Seinen Job in Brüssel (auch als Vertreter im EU- Verfassungskonvent) erledigte er ordentlich, aber ohne strahlende Erfolge. Von dort holte ausgerechnet Chirac den 54-Jährigen nun ins Schlüsselamt eines französischen Außenministers zurück.

In Paris sorgte das durchaus für Überraschung. Nicht so sehr, weil der eher farblos auftretende, trocken formulierende Savoyer nicht geeignet wäre. Das ist er – überzeugter Anhänger der EU-Integration, der Stärkung der europäischen Institutionen – zweifellos.

Barnier hat eine lange Geschichte der Rivalität mit dem Präsidenten, dem Gaullisten- Schlachtross, hinter sich: Er war nicht nur 1995 für Balladur und gegen Chirac, sondern auch schon im legendären Präsidentenrennen 1981 gegen Chirac und für den Liberalen Valéry Giscard d'Estaing (Sieger wurde dann Fran¸cois Mitterrand). 1989 beteiligte‑ er sich an einer Parteirevolte gegen Chiracs berüchtigten "Apparat". Aber jedes Mal‑ gelang es Barnier, sich gerade so wenig weit zu exponieren, dass er politisch überlebte. Diese Elastizität, der letztlich direkte Zug zum Kompromiss, gilt als sein Hauptmerkmal. Sein Credo lautet: "Wir alle sind Diener des Staates." (DER STANDARD, Printausgabe, 2.4.2004)