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Georg Herrnleben, Regional Manager für Zentraleuropa der BSA.

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Nix mit Software am Hut - Allerdings ein Pirat: Jack Sparrow

Georg Herrnleben, Regional Manager für Zentraleuropa der Business Software Alliance (BSA) , gewährte dem WebStandard in einem E-Mail-Interview Einblicke in den Kampf um eine sichere und gesetzesmäßige Online-Welt.

WebStandard: Sehr geehrter Herr Herrnleben zunächst einmal vielen herzlichen Dank, dass Sie Zeit für ein Interview gefunden haben. Als kleine Einführung für unsere Leser einige grundsätzliche Fragen: Was ist BSA? Wer steht hinter der BSA? Seit wann gibt es die BSA?

Herrnleben: Die Business Software Alliance wurde 1988 als führende internationale Interessensorganisation der Software Industrie gegründet. Mittlerweile unterhält sie weltweit Vertretungen und Büros.

Die Business Software Alliance (BSA) ist die im Bereich der Förderung einer sicheren und gesetzesmäßigen Online-Welt führende Organisation. Sie ist der Sprecher der Software- und Internetbranche gegenüber Regierungen und Kunden auf dem globalen Markt. Die BSA informiert Computernutzer über Software-, Urheberrechte und Internet-Sicherheit, tritt für eine öffentliche Politik der Innovationsförderung und Erweiterung von Handelsmöglichkeiten ein und bekämpft Softwarepiraterie.

Weltweite Mitglieder der BSA sind Adobe, Apple, Autodesk, Avid, Bentley Systems, Borland, Cisco Systems, CNC Software/Mastercam, HP, IBM, Intel, Internet Security Systems, Intuit, Macromedia, Microsoft, Network Associates, PeopleSoft, RSA Security, SolidWorks, Sybase, Symantec, UGS PLM Solutions und VERITAS Software. Gemeinsam mit zahlreichen lokalen Mitgliedern vertritt die BSA damit rund 80 Prozent des weltweiten Marktes für Anwendungssoftware.

WebStandard: Welche Ziele verfolgt die BSA mit ihren Aktivitäten?

Herrnleben: Der BSA geht es mit ihren Aktivitäten primär darum das Bewusstsein für geistiges Eigentum in einer breiten Öffentlichkeit zu schärfen. Darüber hinaus ist es das Ziel der BSA den Marktplatz Internet zu einer sicheren und legalen Plattform zu machen. Dies betrifft nicht nur das Thema Urheberrecht, sondern auch Internet Security. Nur wenn Industrien und Regierungen gemeinsam für ein legales Umfeld im Web sorgen, kann auch das Vertrauen der Konsumenten in diesen Marktplatz gesteigert werden.

WebStandard: Wie sehen diese Aktivitäten im Detail aus? Was hat der einzelne User von den Aktivitäten der BSA?

Herrnleben: Die BSA wendet sich in der Regel durch direkte Anschreiben an Unternehmen, um sie einerseits über Risiken und Konsequenzen illegaler Software aufzuklären, aber auch um konkrete Hilfestellung anzubieten. Flankiert werden diese Maßnahmen häufig durch breit angelegte Marketingkampagnen in Radio und Print, um auch eine größere Öffentlichkeit zu adressieren.

Konkret bietet die BSA kostenlose Analyse Tools und Informationsmaterialien an, mit denen der Softwarebestand auf eventuell fehlende Lizenzen geprüft werden kann. Gleichzeitig findet man auf unseren Websites nützliche Kontakte und Links, um sich gegebenenfalls Hilfe zu holen. Wir sehen unsere Websites als Plattform, die effiziente Tipps und Hilfen für alle anbietet, die nur mit legaler Software arbeiten wollen und den Wert einer ausreichenden Lizenzierung erkannt haben.

WebStandard: Welche Erfolge sehen Sie durch Ihre Aktivitäten der letzten Jahre? Welche Ziele verfolgen Sie in naher Zukunft?

Herrnleben: Die BSA hat es in Österreich durch Aufklärung, aber auch durch konsequente und gezielte Strafverfolgung erreicht, dass die Piraterierate - das heißt der Anteil illegal verwendeter Software im gewerblichen Bereich - von 47 Prozent im Jahr 1994 auf 30 Prozent gesunken ist. Natürlich spielen hier auch noch andere Faktoren wie wirtschaftliche Rahmenbedingungen eine Rolle - wir sind jedoch zufrieden mit der Tatsache, dass Österreich durch unsere Bemühungen eine sehr positive Stellung beim Schutz des Urheberrechts einnimmt. Dennoch: Auch mit einer Piraterierate von 30 Prozent muss die österreichische Softwareindustrie jährliche Verluste von rund 65 Millionen Euro hinnehmen. Durch eine zehnprozentige Senkung der Piraterierate von derzeit 30 Prozent auf 20 Prozent bis zum Jahr 2006 könnten allein in Österreich 3.600 zusätzliche Arbeitsplätze in der IT-Branche geschaffen werden. Insofern gibt es noch eine Menge zu tun.

WebStandard: Was unterscheidet die BSA in ihren Aktionen von diversen Organisationen zum Beispiel gegen illegale Musik-Downloads?

Herrnleben: Die BSA arbeitet eng mit anderen Verbänden von Rechtinhabern zusammen, beschränkt ihre Aktionen aber auf Business Software. Deshalb sind in erster Linie Unternehmen im Fokus unserer Arbeit, und nicht Privatpersonen. Dies gilt allerdings nicht, wenn es darum geht, die Händler von Raubkopien zu verfolgen. Prinzipiell geht die BSA jedem Hinweis auf illegale Software nach.

WebStandard: Wie sieht die BSA die derzeitige Gesetzgebung in Österreich und der EU in Bezug auf illegale Software?

Herrnleben: Österreich verfügt über einen starken, europarechtskonformen Schutz gegen Softwarepiraterie - sowohl im Zivilrecht als auch im Bereich strafrechtlicher Sanktionen.

WebStandard: Wie geht die BSA bei der Ausforschung von Tätern vor? Welche Strafen drohen für den geschäftsmäßigen Einsatz von illegaler Software in Unternehmen?

Herrnleben: Die BSA arbeitet auf diesem Gebiet eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen. Wenn uns ein Hinweis auf den Einsatz illegaler Software vorliegt, prüfen wir ihn auf Stichhaltigkeit. Der Rechteinhaber stellt dann gegebenenfalls einen Hausdurchsuchungsantrag beim Strafgericht. Dieses entscheidet darüber, und beauftragt gegebenenfalls die Wirtschaftspolizei mit der Durchführung. Die Ergebnisse der Ermittlungen entscheiden, ob das Strafverfahren weiter durchzuführen ist. Viele Verfahren enden allerdings im Hinblick auf die klare Beweislage mit einer außergerichtlichen Einigung, in der sich der Verletzer zu entsprechendem Schadenersatz verpflichtet.

WebStandard: Werden auch illegale Aktivitäten von Privatanwendern von der BSA verfolgt?

Herrnleben: Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab. Privatpersonen, die gewerbsmäßig illegale Software - sei es im Internet oder stationär - verbreiten, verstoßen massiv gegen das Urheberrecht und müssen mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.

WebStandard: Eine Frage zur "EU-Richtlinie über die Maßnahmen und Verfahren zum Schutz der Rechte an geistigem Eigentum": Was meint die BSA zu der Entscheidung der EU? Welche Auswirkungen sind dadurch zu erwarten und wie begegnet man bei der BSA dem Vorwurf von Bürgerrechtlern, dass diese Entscheidung nur ein Hintertüre für die Einfuhr von Softwarepatenten und eine Gefahr für die Bürgerrechte darstellt?

Herrnleben: Wir begrüßen die Richtlinie, weil sie helfen wird, Produktpiraterie und Fälschungen in der EU effizienter zu bekämpfen. Die Richtlinie ist nicht perfekt, aber sie stellt einen ersten Schritt zum Ende der Fälscherei und Piraterie in der EU dar. Die Kreativen, die europäische Kultur und nicht zuletzt die Verbraucher können davon profitieren.

Die BSA - wie auch andere Rechteinhaberorganisationen - ist allerdings darüber enttäuscht, dass die Richtlinie die europäischen Strafmaße nicht vereinheitlicht, obwohl sowohl die EU-Kommission als auch das EU-Parlament ursprünglich strafrechtliche Maßnahmen als Teil der Richtlinie unterstützt hatten. Trotzdem: Ein erster wichtiger Schritt ist unternommen - auch in Hinblick auf die EU Beitrittstaaten.

Zwischen dem berechtigten Interesse der europäischen Regierungen, der Industrie und den Konsumenten, gegen Fälschungen und massive Urheberrechtsverletzungen vorzugehen und dem Thema Softwarepatente sehe ich einen großen Unterschied – das sind zwei vollkommen verschiedene Themenkomplexe und sollten nicht vermischt werden.

Vielen Dank für das Interview.(grex)