München - Viele Tausend Seiten Papier, Rechnungen, Kontoauszüge, ungezählte Disketten: Nach dem ersten Trubel hat für die Ermittler im Schmiergeldskandal um den Bau des neuen Münchner Fußballstadions die Kleinarbeit begonnen. Sie wird Monate dauern. Erst im Herbst erwartet die Münchner Staatsanwaltschaft erste Ergebnisse.

"Ich hoffe, dass wir bis dahin einen deutlichen Schritt vorangekommen sind und man möglicherweise mit einer Anklage rechnen kann", sagte der Chef der Staatsanwaltschaft München I, Christian Schmidt-Sommerfeld.

Ermittler hatten am 9. März bei groß angelegten Durchsuchungen in mehr als 30 Objekten in Deutschland, Österreich und der Schweiz insgesamt 500 Aktenordner, zahlreiche elektronische Datenträger und Computer sichergestellt.

Schmiergeldzahlungen

Nach Auffassung der Ermittler sind Karl-Heinz Wildmoser und sein gleichnamiger Sohn sowie weitere Beschuldigte in Schmiergeldzahlungen von 2,8 Mio. Euro durch die Salzburger Baufirma Alpine bei der Auftragsvergabe verstrickt.

Beide Wildmosers haben ihre Ämter als Funktionäre beim TSV 1860 München verloren; im Extremfall drohen mehrjährige Haftstrafen. Wildmoser senior ist nach einer Kaution von 200.000 Euro wieder frei, sein Sohn sitzt weiter im Gefängnis.

Aktenordner verbrannt

Zufall oder nicht - was eine schiefe Optik ist, das lässt sich nur schwer ausräumen. Ein Brand in den Geschäftsräumen des deutschen Bundesligisten TSV 1860 München hat einen Aktenordner zerstört.

Brandursache sei eine nicht völlig ausgedämpfte Zigarette gewesen, bestätigte die Polizei. Die Beamten wiesen Spekulationen zurück, das Feuer sei absichtlich gelegt worden, um Material im Schmiergeldskandal zu vernichten. (DER STANDARD Printausgabe, 30.03.2004 red)