Zürich - Der Autor rede vorerst nicht mehr mit den Medien, erklärt sein Verlag. Er hat ja auch genug gesagt in den zahlreichen Interviews zum Erscheinen seiner Memoiren, viel zu viel, wie die früheren Kollegen des Gründers der größten Privatbank des Landes meinen, die ihm wahrscheinlich gerne in den Hintern treten würden.

Vor allem Julius Bärs Aussagen zum Bankgeheimnis sind es, über die sich die Bankiers ereifern. "Fett, aber impotent" mache es, weil es die Schweiz vom Wettbewerb verschone.

"Unethisch"

Noch dazu sei es "unethisch", weil es, so die implizite Folgerung, Ausländer einlädt, ihr Schwarzgeld in die Schweiz zu bringen. Es sei "eine ganz fragwürdige Sache", dass in der Schweiz zwar Steuerbetrug, nicht aber Steuerhinterziehung strafrechtlich verfolgt werde. "Weil ich wahrscheinlich zu dumm bin, verstehe ich den Unterschied nicht", provoziert Bär. "Entweder Sie zahlen Steuern oder nicht."

So vernünftig sich das anhört, für die Schweizer Geldwelt sind die Bemerkungen eine Katastrophe. Mit voller Kraft hat man das Bankgeheimnis gegen die Angriffe aus der EU verteidigt.

Deren Finanzminister wollen die Kapitalflucht stoppen und die Schweiz zwingen, Daten über Steuerhinterzieher herauszurücken. Die Verhandlungen über die "Zinsbesteuerung" gehen in die letzte Runde, und es sah so aus, als knacke die EU das Bankgeheimnis wieder nicht.

Und nun schießt da einer auf die eigenen Leute, reißt eine Bresche in das eidgenössische Bollwerk und trifft es an der schwächsten Stelle: der Moral.

Bank Bär geht auf Distanz

Selbst die Bank Bär distanzierte sich sofort von ihrem Expatron, der 1997 ausgeschieden war. Die Bankiervereinigung bemüht sich nun, die Reihen wieder zu schließen.

Er kenne keinen, der Bärs Meinung teile, sagt Geschäftsführer Urs Roth. Und: Schuld an der Kapitalflucht seien die hohen Steuersätze im Ausland. Die Kunden kämen, weil die Schweiz so stabil und die Banken so gut seien.

Das Bankgeheimnis sei gar nicht so wesentlich. Doch warum klammert man sich dann daran? 14 Prozent, so viel wie kein anderer Wirtschaftszweig, trägt die Finanzbranche zum Sozialprodukt bei.

Drei Billionen Franken

Drei Billionen Franken, ein Drittel des weltweit grenzüberschreitend angelegten Geldes, liegt auf Schweizer Konten. Ein Großteil davon unversteuert. Es geht also um einiges. (DER STANDARD Printausgabe, 30.03.2004, Thomas Kirchner)