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Ulrich Schumacher, ehemaliger Infineon-Boss und Schützling von ...

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... Siemens-Chef Heinrich von Pierer, der Schumacher schon längere Zeit auf der Abschussliste gehabt haben soll

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München/Wien - Das Rätselraten um die Gründe für den Rücktritt von Infineon-Konzernchef Ulrich Schumacher ging am Wochenende weiter. Infineon-Finanzvorstand Peter Fischl sagte, Schumachers Rücktritt habe auch persönliche Gründe gehabt. Im Aufsichtsrat wird die Trennung dagegen mit dem autoritären Führungsstil des knapp 46-Jährigen sowie mit strategischen Differenzen begründet. Er hatte etwa mit der Teilverlagerung ins Ausland und mit Plänen für einen Mitarbeiterabbau für Unmut gesorgt.

Schützling fallen gelassen

Eine maßgebliche Rolle bei Schumachers Sturz dürfte die frühere Infineon-Mutter Siemens gespielt haben. Konzernchef Heinrich von Pierer habe den Sturz seines ehemaligen Protegés persönlich betrieben, schreibt die Welt am Sonntag und zitiert einen Siemens-Manager: "Von Pierer hält Schumacher für einen Egomanen und hat schon seit langem auf eine Gelegenheit gewartet, ihn loszuwerden." Dazu kamen noch die Infineon-Verluste. Schlechte Konjunktur, Mobilfunkkrise und der Preisverfall beim früheren Ertragsbringer Speicherchips lasteten schwer auf Europas zweitgrößtem Chipkonzern - und zwangen auch Siemens zu Wertberichtigungen in den Bilanzen. Heuer will Infineon wieder Gewinne schreiben.

Um technologisch wichtige Patentrechte nicht zu verlieren, konnte Siemens seine Infineon-Mehrheit nicht verkaufen, sagen Insider. Um die Verluste in der Bilanz nicht voll konsolidieren zu müssen, verschob man die schwächelnde Tochter in den Siemens-Pensionsfonds, was den direkt vom Elektromulti gehaltenen Anteil im Jänner 2002 auf 40 Prozent drückte.

Verlagerung

Erst im Jänner 2004, als sich eine Entspannung am Chipsektor abzeichnete und sich der Infineon-Kurs wieder stabilisiert hatte, reduzierte die Siemens AG ihren Aktienanteil auf nunmehr 19 Prozent.

Angekreidet wird Schumacher auch die 2003 eingeleitete Verlagerung des damals einzig profitablen Automobil-und Industrietechniksektors nach Villach - trotz der rund 200 Mio. Euro an Subventionen, die Infineon für seine Werke in Dresden eingestrichen hatte.

Österreichische "Peanuts"

Dagegen sind die insgesamt 13,3 Mio. Euro, mit denen die Infineon-Aktivitäten in Österreich gefördert werden, "Peanuts". 4,6 Mio. Euro stellte das Land Kärnten bereit, 7,2 Mio. Euro steuert der Bund aus den Sondermitteln des "Offensivprogramms II" bei. Der Rest in Höhe von 1,5 Mio. Euro kommt in Form von EIB-Krediten, für welche die Austria Wirtschaftsservice haftet. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Printausgabe, 29.3.2004)