Die Verzögerung bei der Restrukturierung des maroden, italienischen Milchkonzerns Parmalat von Juni auf September, der Abbau von nahezu der Hälfte der Belegschaft und die geplante Umwandlung der Schulden in Aktien wird nun in Mailänder Finanzkreisen mit Skepsis betrachtet. So kritisierten die Gläubigerbanken am Wochenende nach einem Treffen mit Insolvenzverwalter Enrico Bondi, dass noch keine Details zur geplanten Umwandlung der Schulden in Aktien auf dem Tisch liegen. Bondi dementierte lediglich Zeitungsmeldungen, dass bis zu 35 Prozent der Schulden zurückgezahlt werden sollen.

Der Verbraucherverband Adiconsum ließ als Vertreter der Parmalat-Bondsholder jedenfalls wissen, dass beim nächsten Treffen mit der Insolvenzverwaltung Druck gemacht werden soll, um zumindest einen Teil der Schuldverschreibungen in bar zurückzubekommen.

Belegschaft halbiert

Die Parmalat-Sanierung ist jedenfalls eine ziemliche Rosskur: Die Anzahl der weltweit 33.000 Beschäftigten soll auf 17.000 nahezu halbiert, der Parmalat-Umsatz von 5,8 Mrd. auf vier Mrd. Euro reduziert werden. Künftig will man nur noch 18 statt der bisher 46 Tochterunternehmen in zehn statt 30 Ländern halten. Auch Österreich steht auf der "schwarzen Liste".

Insolvenzverwalter Bondi vertraut darauf, dass die Gläubiger den Plan und die Umwandlung der insgesamt zwölf Mrd. Euro in Eigenkapital akzeptieren. Italiens siebtgrößter Industriekonzern Parmalat war in die Schlagzeilen geraten, als ein Bilanzloch von mehreren Milliarden Euro in der Bilanz bekannt wurde und Unternehmensgründer Calisto Tanzi Bilanzfälschung vorgeworfen wurde. (DER STANDARD, Printausgabe, 29.3.2004)