Frankfurt - Der designierte Vorstandsvorsitzende der Münchener ProSiebenSat.1 Media AG, Guillaume de Posch, will den defizitären Nachrichtenkanal N24 umbauen und stärker an amerikanischen Vorbildern orientieren. "Wir werden N24 total renovieren, bis spätestens Juni ein komplett neues Studio einrichten und verstärkt Live-Elemente einbauen, so, wie es US-Nachrichtensender wie CNN oder Fox News vormachen", sagte De Posch in einem am Samstag vorab veröffentlichten Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Wettbewerbsvorteil"

Gerade habe sein Unternehmen eine Kooperation mit CNBC geschlossen, die künftig kurze Live-Börsenberichte zuliefern werde. Am Senderstandort Berlin werde er festhalten, gerade weil die konkurrierende RTL Group ihren Nachrichtenkanal N-tv aus Kostengründen an den Konzernsitz in Köln verlegt. "Für uns der beste Grund zu bleiben", sagte De Posch. "Jetzt haben wir einen Wettbewerbsvorteil". Ein Umzug sei "kein Thema".

Der Belgier De Posch löst zum 1. Mai Urs Rohner an der Spitze von Deutschlands größtem TV-Konzern ProSiebenSat.1 ab. Damit übernimmt gut ein halbes Jahr nach dem Kauf des im MDax gelisteten Unternehmens durch Haim Saban ein enger Vertrauter des US-Milliardärs den Chefsessel. Thema Fußball

Zum Rückzug von ProSiebenSat.1 aus dem Bietergefecht um die Bezahlfernsehrechte an der Bundesliga sagte De Posch: "Wir haben das gründlich durchgerechnet und festgestellt, dass die Sache ökonomisch keinen Sinn macht". Man habe "ernst, ausführlich und detailliert verhandelt". Im Übrigen handele es sich nicht um eine endgültige Absage, "weder an den Plan, digitale Bezahlkanäle zu veranstalten, noch an das Thema Fußball. Wenn die Liga-Rechte in zwei Jahren wieder auf den Markt kommen, werden wir das wieder prüfen", sagte De Posch.

Die "härteste Sparwelle" bei ProSiebenSat.1 sei vorüber, kündigte De Posch ferner an: "Diesen Berg haben wir hinter uns. Jetzt brauchen wir Wachstum, und zwar nachhaltiges Wachstum". In vier Jahren werde ProSiebenSat.1 "das führende und profitabelste Free-TV-Unternehmen in Deutschland sein". Dies könne man durchaus aus Kampfansage an die RTL Group verstehen, bei deren Vorläufer CLT er einst seine Medienkarriere begann. (APA/Reuters)