Mit 3,7 Millionen Einwohnern ist aber der libanesische Markt zu klein, um diese Menge - es handelt sich um rund 121.000 Tonnen Fleisch - zu verarbeiten oder selbst zu konsumieren. Dafür wurden aus Mitteln des Garantiefonds Landwirtschaft Ausfuhrerstattungen in Höhe von 52 Millionen Euro gezahlt. Exportierende Länder waren vor allem Deutschland, Frankreich und Irland.
"Der Verdacht besteht, dass der Libanon nicht der Bestimmungsort ist, sondern benachbarte Länder", sagt Bösch, der die EU-Betrugsbehörde Olaf auffordert, diesen Verdacht zu überprüfen und die Ausfuhrerstattungen so lange auszusetzen, bis der Verdacht der Unregelmäßigkeiten ausgeräumt ist. "Um und 120 Euro pro Vieh schicken wir die Tiere um die halbe Welt", kritisiert Bösch, "Das ist die Realität der europäischen Agrarpolitik."
Auch sonst hatte die mit 300 Experten bestückte EU-Betrugsbehörde jede Menge zu tun. Laut EU-Betrugsbericht 2002 wurden mit einem Volumen von 2,12 Mrd. Euro um 66 Prozent mehr Unregelmäßigkeiten festgestellt als im Jahr davor.