Berlin - Die Debatte über die Verlagerung von Arbeitsplätzen aus Deutschland in Niedriglohnländer sorgt derzeit für beträchtliche Aufregung. Ludwig Georg Braun, der Vorsitzende des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hatte Unternehmen geraten, die Möglichkeiten der Internationalisierung zu prüfen. Gegebenenfalls müsse man Arbeitsplätze ins Ausland verlagern. "Ich empfehle den Unternehmen, nicht auf eine bessere Politik zu warten, sondern jetzt selbst zu handeln und die Chancen zu nutzen, die zum Beispiel in der Osterweiterung liegen", so Braun.

"Vaterlandsloser Geselle"

Bundeskanzler Gerhard Schröder bezeichnete diesen Aufruf als "unpatriotisch", der neue SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter nannte Braun gar "einen vaterlandslosen Gesellen".

Nach Angaben der IG Metall sind bei Siemens mehr als 10.000 Arbeitsplätze akut von einer Verlagerung ins Ausland - in diesem Fall nach Ungarn - bedroht. Dabei gehen der Informationstechnikbranche in Deutschland jeden Monat Tausende Arbeitsplätze durch Verlagerung ins Ausland verloren. "Die IT-Branche hat im letzten Jahr 70.000 Arbeitsplätze verloren", sagte etwa der Deutschland-Chef von IBM, Walter Raizner der Financial Times Deutschland. Die Kosten in Deutschland seien einfach zu hoch. "Wenn wir da nicht mitziehen, dann sind wir nicht wettbewerbsfähig." (DER STANDARD Printausgabe, 24.3.2004, afs)