LOPATKA, REINHOLD

Frauenpolitik ist kein Steckenpferd der ÖVP. Anders ist der Vorstoß des HIRNIs der Woche nicht zu verstehen. Lopatka brachte ein verpflichtendes Sozialjahr in die Diskussion um die Reform des Zivildienstes ein und ergänzte den Vorschlag mit der Erklärung: "Irgendwann einmal wird man sicherlich auch die Frage ansprechen müssen, ob das nur für Männer bleiben soll."

Irgendwann einmal? Ja, wenn Geschlechtergerechtigkeit bei der unbezahlten Arbeit hergestellt ist, die Frauen derzeit bereits leisten: Kindererziehung zum Beispiel oder die Pflege von Familienmitgliedern. Soll das denn Frauensache bleiben? Hier sollte Schwarz-Blau ansetzen, und zwar jetzt, nicht irgendwann.

Vorschläge für den nächsten Hirn/i? Ein Mail bzw. Posting genügt.

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FORUM GLEICHSTELLUNG, DAS

Die Hirnis dieser Woche haben keine Auszeichnung verdient. Wissend, dass uns der Segen des Vatikans gewiss ist, schweigen wir über Bubendummheiten, Weihnachtsküsse, Pseudo-Harmonisierung und Feiertagsabschaffungswünsche.

Das HIRN der Woche geht an eine Institution, die sich um eine Sache kümmert, die uns alle keinen Dreck angehen sollte: Die Gleichstellung von Behinderten. Das "Forum Gleichstellung" kämpft gegenwärtig gegen den Widerstand der Länder und "Verweigerer Schüssel" um ein vernünftiges Gesetz. Das ist erwähnens- und auszeichnungswert.

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KLESTIL, THOMAS

Diese Woche vergibt derStandard.at ein posthumes HIRN an Thomas Klestil. Auch wenn er sich den Boulevard-Gugelhupf des öfteren schmecken ließ, wollen wir ihn damit noch einmal dafür auszeichnen, dass er sich weigerte, die Herren Kabas und Prinzhorn zu Ministern zu ernennen, sowie für seine versteinerte Miene bei der Angelobung der blau-schwarzen Regierung im Februar 2000. Das Traurige an der Geschichte: Jener Thomas Prinzhorn, den Präsident Klestil nicht als Finanzminister angeloben wollte, weil er behauptete, Asylwerber erhielten gratis Medikamente, "um die Fruchtbarkeit zu steigern", übernahm nach Klestils Tod als zweiter Nationalratspräsident vorübergehend sein Amt.

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PILZ, PETER


Hoppla! Was hatten wir da diese Woche? Ein Muster-Beispiel echter Oppositionsarbeit! Und lustig noch dazu (wenn das Ganze nicht so traurig wäre). Für die Kopie der Grasser-Homepage samt Affäre bekommt Pilz das HIRN der Woche. Schließlich hat er im Vergleich zu KHG auch die weitaus geschmackvolleren Buberl-Bilder online.

Wir wünschen ihm und seinem Vorbild aber trotzdem ein Steuerverfahren an den Hals. Denn: Wo, wenn nicht in Österreich, sollte Gerechtigkeit herrschen?

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GEHRER, ELISABETH


Der HIRNI der Woche hat nichts gegen extrem rechts stehende Uniräte.

Solange es keine Verurteilung auf Grund des Verbotsgesetzes gibt, sieht die Bildungsministerin kein Problem bei der Bestellung schlagkräftiger Mannen mit deutschnationaler Gesinnung. Toleranz sei schließlich "keine Einbahn", verteidigt sie ihre Amok-Fahrt an den rechten Rand.

Wir fordern ein Stopp-Schild für Elisabeth Gehrer. Samt Führerscheinentzug.

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HERSH, SEYMOUR

Nach langer Zeit wieder mal ein HIRN:
Der Journalist des US-Magazins "New Yorker" hat sich für seine Aufdecker-Arbeit im Folterskandal die Auszeichung redlich verdient.

Ex-US-Falke Richard Perle hat Hersh einmal als "das journalistische Äquivalent zu einem Terroristen" bezeichnet. Hersh selber meint: "Man darf keine Angst davor haben, die Wahrheit zu sagen". Recht hat er.

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STRACHE, HEINZ-CHRISTIAN aka H.C.

Dieser Mann nervt. Erstens hat der HIRNI der Woche ganz Wien mit seinen Grinser-Plakaten, mit denen er eine an sich ganz coole TV-Serie lächerlich macht, zugepflastert. Zweitens fällt ihm am Tag des Gedenkens an die im Nationalsozialismus ermordeten Roma und Sinti nichts Ausländerfeindlicheres ein, als vor einem "Roma-Ansturm" zu warnen. Drittens hält er die rechte "Totenrede" zum "Heldengedenken" am 8. Mai.

Ein tumber Tor ist heute der, der Straches FP-Chef-Vorgänger Hilmar "Hump-Dump" Kabas hirni-mäßig nicht mehr für toppbar hielt.

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SCHÜSSEL, WOLFGANG

Der HIRNI der Woche bemühte sich die ÖVP-Niederlage bei der Hofburg-Wahl wie einen Sieg abzufeiern. Der Freizeit-Kicker meinte nach dem 47,6 : 52,4-Bummerl: "Ein mittelgroßes Fußballstadion, das Wembley-Stadion umgedreht und wir hätten eine Bundespräsidentin Benita Ferrero-Waldner." Der Kanzler saß wohl zu lange mit Benita-Unterstützer Gerhard "Hättiwari" Berger zusammen ...

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VOLXTHEATERKARAWANE, DIE

Da gefror das Kampflächeln: "Wir sind keine Freunde", meinten zwei Karawanistinnen des Volxtheaters, die bei einem Fest des Personenkomitees für Benita Ferrero-Waldner zu Gast waren. Zur Feier eingeladen wurden sie, weil sie bei einem Sloganwettbewerb für die ÖVP-Präsidentschaftskandidatin inkognito mitmachten und prompt unter die Top-Ten kamen. Die HIRNE der Woche "bedankten" sich bei dieser Gelegenheit für die drei Wochen Gefängnis, die sie im Umfeld der Demonstrationen im Juli 2001 in Genua absitzen mussten, während die Außenministerin daheim meinte:"Die dürfen sich nicht wundern, dass sie von der Polizei festgenommen werden, sei es in Italien oder sonstwo."

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GUDENUS, JOHANN

Der HIRNI der Woche forderte als Reaktion auf die steigenden Einbürgerungszahlen mit Nazi-Sprech: "Systematischer Umvolkung sofort ein Ende setzen." Diese NS-Diktion war gar Teilen des Rings Freiheitlicher Jugend zu extrem und Nationalratspräsident Khol riet dem RFJ-Obmann, den Begriff "Umvolkung" aus seinem Vokabular zu streichen. FPÖ und Innenminister Strasser blieben bis zu HIRN/I-Redaktionsschluss kommentarlos. Auch hier Kommunikationsprobleme?

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WOLF, A. und WAIGLEIN, H.


Es gibt doch noch Tage, an denen die ORF-Gebühren gerechtfertigt erscheinen: Zuerst durchbrach Armin Wolf in der ZiB den Grasserschen "Beste Steuerreform aller Zeiten"-Monolog und dann wollte auch Harald Waiglein den Finanzminister in Sachen Homepage auf Ö1 nicht und nicht in Ruhe lassen. Bravo. Je ein HIRN für beide.

[Die diversen Kommunikations – "Experten" der rot-blau-gerüttelten SPÖ kommen statt mit einem HIRNI ausnahmsweise noch mit einem Rat davon. Für durch Kärntens Blau-Rot Enttäuschte, empfehlen wir diese Adresse.]

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AMBROZY und STRASSER

Zwei HIRNIS diese Woche.
Dafür und dafür.

Ausgesuchte Begründungen der UserInnenschaft:

First Operator: "Peter Ambrozy der Superhirni (lifetime award) für: '... in Sachfragen sind wir nicht weit von einander entfernt'".

Mme. ZsaZsa: "and the winner is... Dokumentarfilmexperte Ernst Strasser!!!!!!!!!!!!!!!!!"

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FIEDLER, FRANZ

Zum ersten Mal in der Geschichte dieser Rubrik sehen wir uns gezwungen, ein bereits verliehenes HIRN abzuerkennen und ins Gegenteil umzuwandeln. Der Rechnungshof-Präsident schaffte es innerhalb kürzester Zeit, seinen guten Ruf völlig zu ruinieren. Die nervende Geheimnis-Tuerei rund um die Hofburg-Kandidatur, aus der dann eh nichts wurde, machte den Freund von Haiders Mann fürs Grobe vom unparteiischen Prüfer zum parteipolitisch Verdächtigen. Zur Frühpensionierung gibt es von uns den HIRNI der Woche. Es tut uns leid.

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STENICO, ENGELBERT

Obwohl es in Kärnten noch immer ziemlich viele HIRNIS zu geben scheint und auch der Rechnungshof-Präsident mit seinem Versteckspiel eine negative Auszeichnung verdient hätte, haben wir uns diese Woche für ein positive Erwähnung entschieden: Der Landecker SPÖ-Bürgermeister hat in seiner Gemeinde die Wahl eindeutig für sich entschieden. Und das obwohl er als einziger Tiroler Ortschef der Öffnung einer Flüchtlingsunterkunft zugestimmt hatte, gegen welche die ortsansässigen ÖVP und FPÖ-Provinzpolitiker wahlkämpften. Im Jänner bekam er den Tiroler Integrationspreis, jetzt das HIRN der Woche für echte Menschlichkeit in der Politik. Ein Held, dieser Mann.

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FUHRMANN, SILVIA

Sie habe kein Verständnis für die Ausgleichszahlungen an Pensionisten, die seit 1. Jänner weniger Nettopension bekommen. Denn "um zehn Euro" könne man sich gerade "drei Wurstsemmeln kaufen", meinte die HIRNI-Preisträgerin der Woche. Später bedauerte sie den "etwas unproportionalen" Vergleich. Schließlich hätte sie bloß auf die Situation der Jungen aufmerksam machen wollen. Trotzdem: Die rhetorischen Künste der ÖVP-Abgeordneten, die erst vor kurzem mittels Ampel-Sager für Aufregung sorgte, sind uns nimmer wurscht.

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NEWSOM, GAVIN

Das HIRN der Woche hat sich über das Verbot von gleichgeschlechtlichen Ehen hinweggesetzt und Homosexuellen die Eheerlaubis erteilt, obwohl es von Gouvernator Schwarzenegger und Mann-und-Frau-Beziehungs-Hochhalter Bush Kritik hagelte. Der Bürgermeister von San Francisco dazu kühl: "Wir haben nicht das Recht, Menschen zu diskriminieren."
Recht hat er. Soll doch bitte heiraten wer wen will!

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FIEDLER, FRANZ

Eine gute Woche beginnt mit einem geprüften KHG: Der Rechnungshof wird die Causa rund um die Grasser-Homepage im Rahmen einer bereits geplanten Prüfung im Finanzministerium behandeln. Präsident Fiedler hätte da zwar schon früher drauf kommen können (Finanzrechtler Doralt hatte den Vorschlag schon vor einem halben Jahr gemacht), trotzdem ein HIRN für das parteilose Einschreiten, das nicht nur KHG samt Papa KG und Vereinsmeier Winkler, sondern auch Möchtegern-RH-Präsident Finz schlaflose Nächte bescheren könnte.

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WINKLER, MATTHIAS

Nun ist es offen gelegt: Der Kabinettschef des Finanzministers und HIRNI der Woche hat 240.000 Euro für eine Homepage verpulvert, die zu einem Bruchteil der Summe zu haben gewesen wäre (und die den edlen IV-Spendern nun überhaupt als völlig umsonst erscheinen mag). Aber immerhin wurden damit völlig statutengemäß diverse New-Economy-Freunderln im Netzwerk KHG gefördert. Neben (Buberl-)Fotos, Videorecherchen, Domaingebühren, etc verursachten laut Offenlegung auch "Einträge in Suchmaschinen" Kosten. Ob beim google-Eintrag (die Suchbegriffe "völlige Inkompetenz" führen direkt zu karlheinzgrasser.at) Winkler selbst Hand anlegte?

Vorschläge für den nächsten Hirn/i? Ein Mail bzw. Posting genügt.
Bisherige Auszeichungen >>>>

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