Arlon - Julie und Melissa, die beiden damals achtjährigen Mädchen, die Marc Dutroux in sein Kellerverlies einsperrte, als er im Dezember 1995 wegen einer anderen Strafsache ins Gefängnis musste, konnten ihre Gefangenschaft nach menschlichem Ermessen nicht überleben. Dies erklärte am späten Donnerstagnachmittag der belgische Ernährungsexperte Jaroslaw Kolanowski den Geschworenen im Arloner Prozess gegen den mutmaßlichen Kindermörder.

Kolanowski widerlegte damit eine frühere Behauptung von Dutroux, er habe die Kinder sterbend angetroffen, als er nach mehr als drei Monaten Gefängnis nach Hause zurückgekehrt sei. Nach Ansicht Kolanowskis müssen die Kinder entweder viel früher an Wassermangel gestorben sein oder Hilfe von einer dritten Person bekommen haben.

Michelle Martin, damals noch Ehefrau von Dutroux, hat den Kindern während dessen Haftzeit nur einmal Proviant gebracht. Für die Existenz einer dritten, bis heute nicht identifizierten Person spricht eine DNA-Spur, die im Keller gefunden wurde. Doch die Experten der Polizei konnten vor Gericht nicht einmal präzisieren, um welche Art Gewebe es sich dabei gehandelt hat.

Obwohl dies ein bezeichnendes Licht auf die Ermittlungen wirft, beschäftigten sich Medien und Politik mehr mit dem in einem Salzfass nahe der Dutroux-Zelle entdeckten Handschellenschlüssel. Außenminister Louis Michel empörte sich über "offensichtliche" Fluchtpläne, Justizministerin Laurette Onkelinx, die dem Parlament Rede und Anwort stehen musste, sah es gelassener: Das Salzfass sei von Dutroux in jüngster Zeit nicht mehr benutzt worden. (DER STANDARD, printausgabe 20./21.03.2004)