Washington - Die US-Notenbank (Fed) sieht sich wegen der Arbeitsmarktschwäche und der mäßigen Inflation im Stande, die Konjunkturerholung der weltgrößten Volkswirtschaft noch für längere Zeit mit anhaltend niedrigen Zinsen zu unterstützen.

Wie erwartet ließen die Währungshüter am Dienstag den Leitzins mit 1,0 Prozent weiterhin auf dem niedrigsten Niveau seit 1958 und unterstrichen ihre abwartende geldpolitische Haltung. Die Erklärung der Fed brachte Volkswirten zufolge wenig Überraschendes. Lediglich der etwas vorsichtigere Kommentar zum Arbeitsmarkt als jüngste Äußerungen der Notenbank zu diesem Thema wurde von Experten als kleine Überraschung gewertet.

Niedrige Kreditkosten

Die Aussicht auf weiterhin niedrige Kreditkosten sorgte für Auftrieb an den US-Aktienmärkten, die mit Kursgewinnen aus dem Handel gingen. Auch die Staatsanleihen legten zu, während der Dollar zum Euro wenig verändert notierte.

Die Erklärung der Notenbank nach ihrem einmütig gefassten Zinsbeschluss enthielt keine wesentlichen Änderungen im Vergleich zum vorherigen Treffen Ende Jänner. So wiederholte die Fed, sie könne "geduldig" abwarten, bis sie die Zinsen wieder anheben wird. Der Schlüsselzins in den USA liegt seit Juni vergangenen Jahres bei einem Prozent und ist damit halb so hoch wie in der Euro-Zone.

Schwache Erholung des Arbeitsmarktes

Die Fed verwies auf die schwache Erholung des Arbeitsmarktes und den geringen Inflationsdruck. "Wenngleich sich der Arbeitsplatzabbau verlangsamt hat, entwickeln sich die Neueinstellungen schleppend", hieß es. Die Teuerung sei moderat und werde voraussichtlich auch niedrig bleiben. Die Wahrscheinlichkeit einer Beschleunigung des Wirtschaftswachstums stufte die Fed als in etwa genauso hoch ein wie die einer Abschwächung.

Volkswirte sprachen von einer wenig überraschenden Erklärung. "Was die Arbeitsplätze angeht, waren sie ein bisschen vorsichtiger, aber nicht viel", sagte Steve Ricchiuto von ABN Amro in New York. "Ich glaube wirklich nicht, dass da etwas drin ist, was irgendwelche Fragen aufwirft."

Entscheidung erwartet

An den Finanzmärkten war mit der Zinsentscheidung gerechnet worden, da sich weder eine spürbare Erholung des Arbeitsmarktes noch eine anziehende Teuerung abzeichnen. Vor diesem Hintergrund erwartete die überwiegende Mehrheit von Volkswirten bisher eine Straffung der US-Geldpolitik frühestens für die zweite Jahreshälfte.

Volkswirtschaft entwickelt sich der US-Arbeitsmarkt enttäuschend schwach. Die Stellenzuwächse in den beiden ersten Monaten des Jahres blieben deutlich unter den Erwartungen, obwohl die Wirtschaft im Schlussquartal 2003 mit einer immer noch kräftigen Rate von - aufs Jahr hochgerechnet - 4,1 (Vorquartal: 8,2) Prozent gewachsen war. Vergangene Woche hatte sich Fed-Chef Alan Greenspan noch zuversichtlich geäußert, dass die erhoffte Belebung des Arbeitsmarktes nicht mehr lange auf sich warten lässt.

Die Beschäftigungssituation ist auch ein wichtiges Thema vor den Präsidentenwahlen im Herbst. Der demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry wirft dem republikanischen Amtsinhaber George W. Bush schwere Versäumnisse in der Arbeitsmarktpolitik vor. Seit Bushs Amtsantritt im Jahr 2001 gingen in der US-Wirtschaft rund 2,2 Millionen Stellen außerhalb der Landwirtschaft verloren. Die derzeitige Regierung verweist darauf, sie habe mit einer Rezession sowie unerwarteten Rückschlägen wie den Anschlägen des 11. September 2001 und Unternehmensskandalen fertig werden müssen. (APA/Reuters)