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Foto: REUTERS/Kin Cheung

"Das Bild von der "Wunderperle", die immer für alle da ist, ist eine nostalgische Verklärung und selten", sagt Grete Attensam, die Gründerin des größten Hausbetreuungsdienstes Österreichs. Die realistischere Sicht: "Hausbesorgerinnen waren oft Wenigverdienerinnen, Alleinerzieherinnen, die sich Geld dazu- verdienen mussten und daher nicht immer da waren." Denn: "Es ist ja kein Prestigeberuf: Wir haben im Putzdienst keine Österreicherinnen."

Grete Attensam gründete 1980 ihre Hausbetreuungsfirma "Attensam". In Zeiten des Hausbesorger-Gesetzes sah sie die Marktlücke in Wiener Villen ohne Bedienstete. Nach und nach nahmen auch Hausverwaltungen, die ihre Hausmeister abbauten, die Dienste in Anspruch: Im Angebot sind Reinigung plus Schneeräumung, Gartenpflege und Sicherheitsdienst. Der Jahresumsatz ist seit 1980 auf 14,7 Mio. Euro 2003 geklettert und soll sich bis 2005 auf 24 Mio. Euro erhöhen. Geplant sind Expansionen nach Salzburg, Linz, Innsbruck und Graz.

B>Attensam putzt 52.000 Gemeindebauten

Die Hälfte setzt die Firma mit der Reinigung von Mehrfamilienhäusern um. Attensam putzt 52.000 Gemeindebauten, 60.000 Privathäuser und und 30.000 bis 50.000 Zinshäuser allein in Wien. Die meisten der 650 Mitarbeiter sind 40 Stunden angestellt zu einem Lohn von 1100 bis 1200 brutto. Wer noch ein Haus zu seinem üblichen Pensum dazunimmt, verdient mehr.

Eine organisatorisch aufwändige Sache, würde man meinen. Attensam stellt es vergleichsweise einfach dar: "Jeder Mitarbeiter wird eingeschult. Wer neu ist, muss zwei Monate mit einem Reiniger mitgehen, bevor er ein Haus bekommt." Wer sich bewährt, steigt auf - und wird zum Beispiel Haus-Ansprechpartner. Sein Name steht mit Foto und Telefonnummer auf einem Aushang im Flur: "Die Ansprechpartner sind 24 Stunden erreichbar, kontrollieren und prüfen Sicherheitsrisiken." Außerdem betreue mehr oder weniger immer der gleiche Reiniger "seine" Häuser: "Unsere Personalfluktuation ist gering", sagt Attensam.

Neumodische Effizienz

Anruf des STANDARD beim Ansprechpartner für ein Zinshaus im fünften Wiener Gemeindebezirk: Der Mann ist sofort erreichbar und verspricht, dass er der Beschwerde nachgehen würde: Zwei Leitern seien aus unerklärlichen Gründen aus dem Keller verschwunden. Kein Problem also - wenn man das Telefon mag. Die Besitzerin einer der Leitern sagt: "Telefonieren tu' ich nicht so gern." Neumodische Effizienz hinkt also menschlichen Unzulänglichkeiten hinterher.

Die Besitzerin einer Eigentumswohnung im neunten Bezirk ist mit der Reinigung des Hauses unzufrieden: "Wir hatten ja früher jemanden - auch von Attensam - ein echter Herr: Der hat auch in den Ecken gewischt. Er wurde dann befördert, und seitdem haben wir jemanden, der wascht mit einem einzigen Kübel kaltem Wasser das ganze Stiegenhaus", rapportiert die Pensionistin: "Man sieht die Wischspuren auf der Mauer." - Attensam: "Natürlich müssen unsere Reiniger oft mit kaltem Wasser waschen. Es gibt aber heute Mittel, mit denen das problemlos geht."

Hausbetreuer seien außerdem billiger als die Hausmeister

Die Hausbetreuer seien außerdem billiger als die Hausmeister, sagt Attensam, "obwohl das auch von der Art der Dienstleistung abhängt". Allerdings "wissen die meisten Mieter nicht, dass ihre Hausverwaltung das billigste Paket bestellt hat, und beschweren sich dann, dass ,nicht einmal der Gehsteig' geräumt" würde.

Die Pensionistin aus dem neunten Bezirk prüft ihre Betriebskostenabrechnung: "Früher" zahlte sie den Gegenwert von 6100 Euro jährlich für die Hausbesorgerin, heute 4000 für die Reinigung plus 726 Euro für die Schneeräumung von Attensam - "aber es kommt immer noch was dazu: Am Schluss ist die Differenz minimal." Viel lieber würde sie mehr zahlen und hätte eine Ansprechperson, anstatt nun selbst "Vertrauensfrau" zu sein: "Wenn eine Glühbirne kaputtgeht, läuten die Mitbewohner bei mir an." (Eva Stanzl, DER STANDARD Printausgabe 12.3.2004)