Aha. Viel mehr Nachgeschmack bleibt nicht zurück,

wenn Elisabeth T. Spira den ORF-Sehern wieder einmal eine Alltagsgeschichte nachträgt. Seit Jahren präsentieren diese schablonenhaft gemachten Sozial-Dokus das selbe: Mehr oder weniger gestrandete Existenzen am Rande unserer Gesellschaft.

Foto: ORF/Schafler

Als aktueller Vorwand

für ihre Sujets muss heute der Wiener Brunnenmarkt im traditionellen Arbeiterbezirk Ottakring herhalten. Allein, das Wesen des Marktes wird dabei ebenso wenig erkundet wie dessen Geschichte.

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Nicht einmal den Brunnen,

der als möglicher Namensgeber fungiert, rückt man ins Bild. Nichtwienern verschweigt man, dass die Gegend hinter dem Lerchenfeldergürtel "Klein Istanbul" genannt wird und durch den früheren Arbeitsstrich in der nahen Herbststraße ebenfalls nicht gerade einen Aufschwung erlebt hat.

Oder dass dieser angeblich längste

Straßenmarkt Europas mit der Kulturveranstaltungsreihe Soho in Ottakring jährlich Tausende Besucher anzieht.

Stattdessen entlockt Spira mit

ihren Suggestivfragen den vorgeführten Passanten jene Plattitüden, mit denen ihre Alltagsgeschichten bekannt geworden sind: Depperte Inländer mit ausländerfeindlichen Sprüchen, Alkoholiker, ungetröstete Witwen - das Übliche.

Wer davon noch immer nicht genug hat: ORF 2, 21.20 Uhr. (flu/DER STANDARD; Printausgabe, 12.3.2004)