Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/Gert Eggenberger
Der Aufwand war gewaltig, aber er hat sich gelohnt. Jörg Haider hat den Bundestrend, der die FPÖ in den letzten Monaten in überwunden geglaubte Tiefen gestürzt hat, widerlegt und die FPÖ in Kärnten wieder auf den ersten Platz geführt - eine Leistung, vor der angesichts der Rahmenbedingungen auch seine Gegner den Hut ziehen müssen.

Es ist, ungeachtet der horrenden Wahlkampfkosten, in erster Linie ein persönlicher Triumph. Haider hat einmal mehr bewiesen, dass er ein Zirkuspferd mit ungemeinen Wahlkampfqualitäten ist: Diese Nummer, die ihm vor wenigen Wochen die wenigsten zugetraut hätten, hat er alleine durchgezogen. Im Halbstundentakt fuhr Haider wochenlang durch das Land, besuchte jedes noch so kleine Dorf, setzte sich in jedes noch so grindige Wirtshaus, schüttelte vermutlich jedem Wähler, jeder Wählerin die Hand. Und zahlte ihnen ein Bier.

Trotz anders lautender Ansagen der ÖVP wird diese es jetzt sehr schwer haben, Haider nicht zum Landeshauptmann zu wählen. Denn nur ein zumindest mittelfristig mit dem aus ganzer Kraft angestrebten Landeshauptmannposten befriedigter Haider garantiert der ÖVP die Ruhe, die sie für den Rest der Legislaturperiode auf Bundesebene benötigt. Und stärkt bis auf weiteres den FP-Regierungsmitgliedern so sehr den Rücken, dass sie aufrechten Ganges statt auf allen Vieren in den Ministerrat gehen können.

Dennoch haftet Haiders Triumph eine tragikomische Note an. Das Amt des Kärntner Landeshauptmanns scheint das Äußerste zu sein, was der 54-Jährige erreichen kann. Dabei hätte das bloße Talent den 1950 in Bad Goisern geborenen Sohn eines Schuhmachers und einer Lehrerin zu weit höheren Aufgaben befähigt. Doch Haider, als Jugendlicher eher dem liberalen Flügel der FPÖ und dem Attersee-Kreis nahe, fiel sich in den entscheidenden Momenten stets selbst in den Arm. Ob sein bedenkenloses Ausspielen der nationalen Karte oder sein gedankenloses Bekenntnis zu den "Werten" der Ewiggestrigen: Immer wenn Haider auf dem Sprung in eine höhere Liga schien, machte ein tief verwurzeltes rechtes Gefühl seinem strategischen Kalkül einen Strich durch die Rechnung. Selten ist ein Politiker mit größerem Aufwand und hässlicherem Getöse an sich selbst gescheitert.

Im Grunde könnte dem durch eine arisierte Erbschaft reich Gewordenen das politische Spiel längst egal sein. Die beiden Töchter sind erwachsen, einem besinnlichen Lebensabend auf seinem Bärentaler Tusculum stünde nichts im Weg. Aber scheinbar ist Haider zu alt, um nur zu spielen, und noch immer zu jung, um ohne Wunsch zu sein: Vielleicht plant er vom Sitz des Landeshauptmanns aus den letzten großen Aufbruch - wenn schon nicht nach Wien, dann nach Europa. (DER STANDARD, Printausgabe, 8.3.2004)