Foto: Monika Hubmann
Ella Fergusons Geschichte hat mit vielem zu tun: mit dem Surfen, mit Schafen, Seifen und Steppdecken. Die in London Aufgewachsene leitete einst einen Surfshop und zwei Surfschulen in Wien und ist jetzt Landwirtin auf einem Bergbauernhof in Kärnten. Begleitet wurde sie auf ihrem Weg in die Berge von ungefähr 100 Berg- und Brillenschafen und ihrem zweiten, aus Kanada stammenden Mann, einem Veterinärmediziner, der sein Studium mit dem Scheren von Schafen verdiente. Diex heißt der vermutlich sonnigste Fleck Österreichs und der Ort, in dem damals, vor ungefähr 16 Jahren, ein Hof zu haben war.

Als Engländerin mit einem ausgeprägten Bezug zu Wolle ausgestattet, begann Ferguson dort bald mit dem Fertigen von mit Schafwolle gefüllten Steppdecken. Die Sache mit den Seifen begann hingegen mit dem Ausflug zu einem Bauern, bei dem ihr Mann Schafe zu scheren hatte. Ferguson war mit von der Partie und fand in der Nähe des Stalls Seifenklumpen. "40 Jahre lagen die da schon herum", erzählt sie, "und sie waren gigantisch gut": Das Thema hatte sie gepackt. Alte Rezepte wurden aufgestöbert, ihre in London lebende Mutter schickte Bücher aus den USA und Ghana, und nach anfänglichen Schwierigkeiten - "die Leut' haben damals gefragt: ,Müss' ma uns damit waschen?" - kam Ferguson dem Geheimnis des Seifenmachens auf die Spur.

"Seifen zu machen ist eine Kunst", meint die Diexerin. Um da mitreden zu können, müsste man erst einmal wissen, wie so ein Klumpen Fett und ein Kübelchen voll Laugenstein zu einem reinigenden Ding wird. Bei den so genannten kalt gerührten Seifen werden im Gegensatz zu gekochten Seifen Fett und Laugenstein auf circa 30 Grad erwärmt. Dann wird langsam der im Wasser gelöste Laugenstein ins Fett, in diesem Fall ist es Schaffett, getropft, wobei es zu einer exothermen Reaktion kommt.

"Hat man Glück", so Ferguson, "sieht man gleich eine Reaktion. Der Test, ob's geklappt hat, besteht darin, mit einem Löffel über die Oberfläche der Chose zu streifen. Zieht dieser eine Spur, ist die Reaktion geglückt", erklärt sie und meint weiter, "aber mein Mann zum Beispiel sieht das bis heut' nicht."

Die honigartige Masse, die sodann mit Lavendelessenz veredelt wird, kommt im nächsten Schritt in Holzformen und wird in Wolle verpackt. 48 Stunden und länger sind die Substanzen noch mit dem Reagieren beschäftigt, dann wird der künftige Saubermacher gestürzt, darf eine Woche ruhen, wird mit Klavierdraht geschnitten und dann nochmals für sechs Wochen auf Ruhepause geschickt.

Überhaupt hat Seife, so Ferguson, keine Eile damit, sich in Schaum aufzulösen. "Im Prinzip wird sie sogar immer besser", meint die Seifensiederin, die circa 200 bis 300 Stück pro Woche fertigt, eine Arbeit, die rund 20 Stunden beansprucht. Verkauft wird - wie in Sachen Steppdecken - über Märkte, Mundpropaganda und ein paar Bioläden.

"Ich kann eigentlich gar nicht behaupten, dass meine Seife so toll ist. Ich habe einfach eine extrem gute Resonanz auf meine Produkte. Das fängt bei Leuten an, die an immer häufiger auftretenden Hautproblemen leiden, und endet bei Bergbauern, die meine Seife gegen Hautrisse verwenden, die vom Melken in der Kälte herrühren", meint Ella Ferguson zur Qualität ihrer handgemachten Erzeugnisse. "Bei industrieller Seifenerzeugung wird das anfallende Glycerin herausgefiltert und an die Rüstungsindustrie zur Produktion von Nitroglycerin verkauft. Dadurch fehlt eine Schutzschicht in der Seife", erklärt sie sich den Erfolg ihrer Seife, die übrigens für alle Hauttypen sowie auch zum Duschen und Haarewaschen bestens geeignet ist.

Der Bergbäuerin setzt auf die wachsende Sehnsucht der Konsumenten nach durchschaubareren Produkten, wenn sie sich auch nicht als Verfechterin eines "Bio um jeden Preis" sieht. "Wir haben ja auch Strom und Fernsehen und Internet bei uns am Hof oben. Es soll halt nur alles einen Wert haben und durchschaubar sein", wünscht sich die Diexerin, die, wenn es der Hof zulässt, noch immer hin und wieder auf ihrem Brett am Neusiedlersee anzutreffen ist und den Schaum ihrer Seifen gegen jenen der Wellenkronen eintauscht. (DER STANDARD/rondo/Michael Hausenblas/05/03/04)