Von Arendt bis Zetkin

Letztes Jahr ist ein Buch erschienen, auf das Studierende, Forschende, Lehrende und andere Neugierige lange gewartet haben: ein Lexikon der Gender Studies und Geschlechterforschung.

Dank des durchdachten und auf ein möglichst großes Publikum zugeschnittenen Konzepts kann in diesem über 400 Seiten starken Buch geschmökert und nachgeschlagen, aber auch bis weit ins Detail hinabgetaucht werden. Allgemeinere Artikel zu VordenkerInnen und Errungenschaften der internationalen Frauenbewegung werden mit Hilfe von Querverweisen in die Tiefe geführt. Ebenso spannend wie entspannend, quasi ein Überraschungsei für Feministinnen: Spannung und Naschen. (e_mu)

Hrg.in: Renate Kroll
Metzler Lexikon Gender Studies Geschlechterforschung
Verlag J. B. Metzler, Stuttgart 2002
Euro 39,90/450 Seiten
ISBN: 3-476018-17-2

Urbane Praktiken

Der öffentliche Raum gehört dem Mann, der Private den Frauen. Spätestens wenn frau allein die Innenstadt frequentiert, Business-Zonen durchzogen mit Anzugmännern durchquert und Ansprachen und Meinungen in der Öffentlichkeit analysiert hat, weiss sie, wer sich bereits Raum genommen hat.

Dennoch, ganz so phallisch ist die Stadt dann doch nicht. Ausgehend von der These, dass die zweite Frauenbewegung eine urbane Sub-/Kultur ist, untersucht Yvonne P. Doderer dessen räumliche Auswirkungen in ihrer 2002/2003 erschienenen Dissertation.

Ob und wenn ja, wie erobern Frauen und -organisationen den städtischen Raum und wie manifestiert sich die Frauenbewegung darin? Welche Machtverschiebungen passieren dadurch? Und wie wirkt sich das auf die Frauenbewegung aus? Eines aber scheint klar: Aneignung passiert! (Juhu!) (e_mu)

Yvonne P. Doderer
Urbane Praktiken
Strategien und Raumproduktionen feministischer Frauenöffentlichkeit
Monsenstein und Vannerdat, Münster 2003
Euro 18,80/330 Seiten
ISBN: 3-936600-79-1

Hand aufs dekonstruierte Herz

Identität? Frau? Feministin? Wir oder ich - oder doch beides? Die Vor- und Nachteile der Thesen der Dekonstruktion stehen in diesem Sammelband im Mittelpunkt. Der Ansatzpunkt der Autorinnen sind die eigenen Erfahrungen. Die Beiträge sollen verstehen, sind vor allem aber auch - von einem Glossar unterstützt - verständlich geschrieben.
Das sehr spannende und gut geschriebene Buch zu "Verständigungsversuchen in Zeiten der politisch-theoretischen Selbstabschaffung von Frauen" regt zum erweiterten Denken, Fragen stellen, Antworten suchen und vor allem auch Diskutieren an. (dy)

Claudia Koppert / Beate Selders (Hg.)
Hand aufs dekonstruierte Herz
Verständigungsversuche in Zeiten der politisch-theoretischen Selbstabschaffung von Frauen
Ulrike Helmer Verlag
Königstein/Taunus 2003
159 S. / 13,40 Euro
ISBN 3-89741-120-2

Jüdische Frauen in Wien

Über jüdische Geschichte in Wien im Allgemeinen wurde schon viel geschrieben und geforscht, die Geschichte der jüdischen Frauen war bislang noch ein nahezu unbeschriebenes Blatt. Autorin Elisabeth Malleier trägt diesem Thema in ihrem Band zum ersten Mal Rechnung:

Sie befasst sich vor allem mit Mädchenbildung, Frauenarbeit und Wohlfahrtsvereinen jüdischer Frauen im Kontext der österreichischen Frauenbewegungsgeschichte. Religion und Emanzipation spielen darin ebenso eine große Rolle wie Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit, Religion und sozialer Status ebenso wie gesellschaftliche Differenzen.

Neben der Situation jüdischer Frauen gibt das Buch auch ein Bild von den allgemeinen sozialen Zuständen im Österreich des 19. Jahrhunderts. Schulwesen, Kinderarbeit und das harte Los der Dienstmächen und Arbeiterklasse werden darin etwa angesprochen, aber auch die wirtschaftliche und politische Lage um 1900 und die Folgen. Ein ausführliches Literaturverzeichnis und eine Fülle an Quellenverweisen bieten außerdem einen idealen Ausgangspunkt für weitere Forschung und Lektüre. (isa)

Elisabeth Malleier
Jüdische Frauen in Wien
1816–1938
Mandelbaum Verlag, Wien 2003
Euro 24,90/360 Seiten
ISBN 3-85476-085-X

Männlichkeitskonstruktionen der FPÖ

Lassen Sie sich nicht vom schlechten Scan des Buchcovers abschrecken, diese Lektüre hat wahrlich mehr als 2 Farben zu bieten ...
Oliver Geden hat für sein außergewöhnliches Buch mehrere Sektionen des Ring Freiheitlicher Jugend interviewt, sowie offizielle (Neue Freie Zeitung) und unübersehbare (Zur Zeit) Parteipublikationen nach Männlichkeitsbildern analysiert.
Nicht nur dafür, dass dieses Buch eigentlich die Diplomarbeit Gedens ist, ist die Arbeit brilliant. Die tatsächlichen harten Fakten sind eingepackt in theoretisch- methodischen Kapiteln, die nicht nur die Arbeit selbst hinterfragen lassen, sondern auch das eigene Weltbild. Selbstreflexiv in Theorie und Praxis, merkt man/frau ganz deutlich, wie schön es sein kann, wenn Menschen etwas mehr als die Mindeststudienzeit für die WissenschafterInnenwerdung verwenden. (e_mu)

Oliver Geden
Männlichkeitskonstruktionen in der Freiheitlichen Partei
Eine qualitativ-empirische Untersuchung
Leske + Budrich Verlag
Opladen 2004
133 S. / 15,39 Euro
ISBN 3-8100-4100-9