Wien - Im Wirtschaftskrimi um die Pleite des Wiener Internethauses YLine erheben die Grünen nun schwere Vorwürfe gegen den Wirtschaftsprüfer Ernst & Young.

In ihrer Dringlichen Anfrage an Finanzminister Karl-Heinz Grasser sprechen die Grünen von einer "bewussten Fehlbewertung durch Ernst & Young" für Firmen, die von YLine übernommen worden sind und für die YLine in Form von eigenen Aktien das zehn- bis zwanzigfache ihres Werts bezahlt haben soll.

"Kurs hochgetrieben"

"Nach diesem Muster wurden Firmen überbewertet, der Kurs der (YLine-, Anm.) Aktie hochgetrieben und der Gewinn von Insidern dann kurzfristig realisiert", heißt es in der Anfrage.

Konkret machen die Grünen ihre Vorwürfe an der "Einbringung einer Porno-Website namens WebLine" fest. Bei dem Fall geht es um einen Gewinn von rund 2,3 Mio. Euro.

Wie aus einer damaligen Anzeige in der "Wiener Zeitung" hervorgeht, ist die WebLine Internet Services GmbH Anfang März gegen 15.058 YLine-Aktien eingebracht worden.

Grundlage dafür war laut Grünen ein Gutachten von Ernst & Young, bei dem die Firma "WebLine trotz nicht vorhandenem Vermögen und einem Jahresverlust von mehr als sieben Mio. S (508.710 Euro) mit 31 bis 41 Mio. S bewertet" worden sei.

Optionsvertrag über 15.058 YLine-Aktien

Datiert sei dieses Gutachten mit 14.2.2000. "Von einer Sachverhaltsdarstellung der Finanzmarktaufsicht wissen wir, dass der damalige Sacheinleger Josef Pfleger aber bereits am 24. Jänner einen Optionsvertrag mit der (Liechtensteiner Privatstiftung, Anm.) Spinola über 15.058 YLine-Aktien zu einem Kaufpreis von 100 Euro abgeschlossen hat", sagte der Grüne Abgeordnete Peter Pilz am Mittwoch.

Verkauft wurden die Aktien laut Pilz demnach - über ein Depot der Grazer Capital Bank (früher: RBB Bank) und ein Konto der Liechtensteiner IPM-Bank - am 2.3.2000 zu einem Kurs von durchschnittlich 253,94 Mio. Euro.

Bestätigt sich der Verdacht der Grünen auf "bewusste Fehlbewertung durch Ernst & Young" im Fall WebLine, würde für den Wirtschaftsprüfer dadurch die damalige Haftungsobergrenze wegfallen.

Strafanzeige gegen Ernst Hofmann

Wie aus Ermittlerkreisen verlautet, soll wegen der YLine-Akquisition WebLine bei der Staatsanwaltschaft außerdem eine Strafanzeige gegen den früheren YLine-Aufsichtsratsvorsitzenden und steirischen Industriellen, Ernst Hofmann, eingebracht worden sein.

Pilz: "Offensichtlich scheint Hofmann auf einem Depot der Capital Bank, über das die YLine-Aktien gehandelt worden sind, über die Firma Austrotherm als Treuhänder auf."

Hofmanns Anwalt, Peter Zach, hat zuletzt jeden Verdacht auf Insiderhandel zurückgewiesen. Der Hofmann-Privatstiftung sei aus YLine-Aktienkäufen ein Verlust von rund 500.000 Euro entstanden. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. (APA)