Am Sonntag beim "Tatort",

da konnte man wieder einmal sehen, woran das deutsche Drehbuchwesen und Gesellschaftsbild krankt – selbst wenn man bei der Ausführung über ein begnadetes Ermittlerteam wie Ulrike Folkerts und Andreas Hoppe sowie einen grandiosen Tatverdächtigen wie Uwe Bohm verfügt.

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Es ging – unter dem Titel "Große Liebe" –

um ein Unternehmen für Werttransporte und wie sich in dessen Gefolge ein gewaltiger Paramilitarismus ergibt. Es ging um jemanden, der aus privater Verzweiflung heraus seine öffentliche Aufgabe verfehlt. Es ging um Lügen, die ein ganzes Leben vergiften – kurz: schlichte Wahrheiten, aus denen man selbst mit entsprechend schlichten Gesten große Konflikte erzeugen kann.

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Im Krimi nennt sich das Spannung,

und wie das ist, wenn man zugunsten derselben auf die Tube drücken will, bis man nur noch rufen kann: "Da haben wir ihn jetzt, den Senf!" – das sah man eben im "Tatort".
Weil: Wie klärte man die Mysterien rund um Bohm jetzt auf? Da verfiel der Drehbuchautor auf eine Wahnsinnsidee: Immer wenn Bohm "nervös" war, produzierte er aus Zetteln Papierfuzerln. Also sagte Folkerts einmal auch, damit es jeder kapierte: "Wenn du nervös bist, ..." Und was muss sie sehen, als sie einmal einen Tatort betritt? PAPIERFUZERLN!

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Von so viel Holzhammerdramaturgie

hat sich dieser Film denn auch nie wieder erholt. Trotz "überraschenden" Endes. Wieder einmal galt: Wenn deutsche Komissare mit den Pistolen zu fuchteln beginnen, erzählen sie über eine Hilflosigkeit der Autoren. (cp/DER STANDARD; Printausgabe, 24.2.2004)

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