Roter Veltliner ist ein zurückhaltend-eleganter, feinwürzig nach Mandeln und Marzipan schmeckender Weißwein.

Foto: derStandard.at

Roter Veltliner ist mitnichten die Rotweinversion des Grünen Veltliners, sondern ein zurückhaltend-eleganter, feinwürzig nach Mandeln und Marzipan schmeckender Weißwein. Vor allem entlang des niederösterreichischen Wagram im gleichnamigen Weinbaugebiet sowie bei dessen Nachbarn Kremstal, Kamptal und im südlichen Weinviertel läuft er zur Hochform auf. Denn Löss, eine Bodenart, die typisch für diese Gegenden ist, mag er sehr.

Rot, genauer gesagt rötlich ist an ihm vor allem die Beerenhaut, aber nur wenn die Trauben sehr gut ausgereift sind. Im Weingarten ist er kapriziös, was schon für viele Rebsorten das Aus bedeutet hat. Überlebt hat er, weil sich die Familie Mantler in Gedersdorf seiner angenommen hat und das über mehrere Generationen. Heute sind zum Glück wieder mehr Winzer bereit, sich mit der Sorte auseinanderzusetzen. 

Arche-Projekt

Von Slow Food Österreich wurde Roter Veltliner als besonders schützenswert ins Arche-Projekt aufgenommen, das sich um den Erhalt der Vielfalt alter Pflanzenarten und Tierrassen kümmert. Fällt er einem Winzer in die Hände, der sich dieser Eigenheiten bewusst ist und seine Wuchskraft zu lenken versteht, bestehen beste Aussichten, einen hochklassigen, lagerfähigen Weißwein zu erhalten.

In der Rebforschungsanstalt Klosterneuburg sieht man übrigens keine Verwandtschaft mit dem Grünen Veltliner. Ältere Quellen behaupten dennoch, dass er wenigstens über einige Ecken verschwägert sei. Wie sein grüner Namensvetter gehört er zu den absolut spannenden heimischen Sorten, erreicht allerdings bei weitem nicht dessen Bekanntheitsgrad. 

 

Über den Status einer reinen Lokalgröße kam er zwar hinaus, zum internationalen Exportstar schaffte er es jedoch nicht wie die beiden "Südbahner" Zierfandler oder Rotgipfler, die das Minderheitenschicksal des Roten Veltliners teilen, deren Heimat Thermenregion jedoch eine bewegtere Geschichte vorzuweisen hat.

Wozu das ganze Getue um Vielfalt im Wein, wenn man es dem Konsumenten doch immer einfacher machen möchte? Weil es ökologisch höchst sinnvoll ist, wenn eine Pflanze auf einem bestimmten Boden besonders gut gedeiht, und weil es letztendlich wünschenswert ist, etwas zu erhalten, das anders schmeckt als die Masse. (Luzia Schrampf/Der Standard/rondo/21/10/2011)