Foto: City Slang

KODE9 & THE SPACEAPE
Black Sun

(Hyperdub)

Ernstzunehmende Clubmusik definiert sich immer noch über neuen Input in seinem Output. Diesbezüglich nimmt sich Steve Goodman alias Kode9 selbst aus dem Spiel. Fünf Jahre nach seinem das Dubstep-Genre mitbegründenden Debüt legt er Black Sun nach. Verglichen mit Kollegen wie Burial oder Darkstar, erscheint es konventionell, was einem breiteren Publikum nicht unangenehm sein dürfte: Akustische Nachtfahrten, Ragga-Gebrabbel und andere Gastsänger, dazu atmosphärische Soundarchitekturen ergeben ein durchhörbares Album. Die Zukunft, dieses unstete Versprechen, so viel ist klar, die ist längst weitergezogen. Das hier ist goldenes Handwerk, höhere Disco für Bandscheibenpatienten. 

HERMAN DUNE
Strange Moosic

(City Slang)

Jonathan Richman ist eben 60 geworden. Sollte dieses ewige Kind Sorge um sein künstlerisches Erbe plagen, kann Entwarnung gegeben werden. Herman Dune, deren personelle Zusammensetzung und Name etwas schwierig zu erklären ist, pflegt, womit Richman in den 1970ern eine Weltkarriere begonnen hat: Liebenswürdigen Schrammel-Rock, der mit offenen Augen und offenem Herzen durch die Welt geht, jeden Spaß und jede Verletzung mitnehmend wie ein Sammler. Herman Dune macht nichts anderes, es geht fast immer um die Liebe, die mit "strange moosic" vertont wird. Nachgerade anklagend nimmt sich da die Aufforderung Tell Me Something I Don't Know aus, spätestens bei Lay Your Head On My Chest ist aber alles wieder gut. Am 15. Juni pilgern Menschenkinder wie wir ins Wiener Chelsea und verbrüdern uns dort mit dieser Band. 

MICHAEL FRANTI & SPEARHEAD
The Sound Of Sunshine
(EMI)

Jeder sollte zumindest einen Hippie mögen. Michael Franti macht's einem leicht. Zwar würde man nicht wollen, dass der notorische Barfußgänger die Füße auf dem Küchentisch parkt, aber wenn er seine ans Gute im Leben und Menschen appellierende Musik spielt, geht dann doch die Sonne hinter der Dreckszechen auf. Eine scharfe Mischung aus Funk, Soul und Reggae richtet der politisch aktive US-Musiker hier an, die so überzeugend ist, wie es ihm zuletzt auf seinem Meisterwerk Everyone Deserves Music von 2003 gelang. Franti, ein Jack Johnson mit Eiern. (flu, DER STANDARD/RONDO - Printausgabe, 10. Juni 2011)