Das Label Steinwidder ist für den neu geschaffenen "Produktionspreis" des Wiener Modefestivals nominiert.

Foto: Hersteller

Die wichtigste Neuerung des diesjährigen Wiener Modefestivals konnte man bereits vor zwei Monaten begutachten: Nach Jahren, in denen sich das von der Plattform unit f organisierte Festival an wechselnden Standorten einnistete, hat man jetzt im Kunsthistorischen Museum eine neue Bleibe gefunden. Dort fand die Präsentation der mittlerweile über der ganzen Stadt plakatierten Fotokampagne statt. Sie zeigt die Schauspielerin Nora von Waldstätten in Kleiderskulpturen von Erwin Wurm. Fotografiert hat Elfie Semotan.

Fotografie ist einer der Schwerpunkte des Festivals, dessen Namen zwar etwas umständlich auszusprechen ist, aber auch in Paris und London verstanden wird: "11 festival for fashion & photography". Bezugspunkt der beiden Festivalmacher Ulrike Tschabitzer-Handler und Andreas Oberkanins sind allerdings nicht die internationalen Modehauptstädte, sondern Veranstaltungen wie die Biennale von Arnheim, eine Art Kulturfestival rund um das Thema Mode. "Wir sind keine Modewoche, bei der es um den Verkauf von Mode geht."

Awards-Night

Das würde wohl auch keinen Sinn machen: Internationale Einkäufer wurden in Wien schon länger nicht mehr gesichtet. Das heimische Modefestival setzt auf eine Mischung aus Laufstegshows und Galerienevents, Modegesprächen und Fashion-Tours. Schwierig ist es, dadurch eine wirkliche Identität zu bekommen. Zumal die Partner des Festivals fluktuieren.

Nach Jahren wird die Abschlussschau der Wiener Angewandten heuer wieder außerhalb des Festivals stattfinden (16. 6.). Dafür ist die Show der Hetzendorf-Studenten im Kalender mit dabei (11. 6.). Mittelpunkt ist aber einmal mehr die Verleihung der Modepreise von Bund und Stadt im Rahmen der Awards-Night (9. 6.). Heuer ist noch ein weiterer Preis dazugekommen, ein von der Wiener Wirtschaftskammer gestifteter und mit 20.000 Euro dotierter "Produktionspreis", der es Labels ermöglichen soll, die in Österreich notorisch schwierige Produktion von Mode in den Griff zu kriegen. Er ist das bisher einzige Resultat einer von unit f erarbeiteten Studie zu Modeproduktion in diesem Land. Am 10. Juni steigt die bereits traditionelle Departure Night, bei der Mode von jenen Labels präsentiert wird, die von der Kreativagentur der Stadt Wien gefördert werden.

Guerilla-Store

Neben den diversen Modeschauen-Events sticht vor allem eine mit der Trendexpertin Lidewij Edelkoort prominent besetzte Gesprächsrunde hervor. Gemeinsam mit Till Reiter, Marios Schwab und Monica Titton wird sie am 7. Juni (leider zu nachmittäglicher Stunde) der Frage nachgehen, welche Rolle Tradition und Herkunft in der heutigen Mode überhaupt noch spielen. Die Probe aufs Exempel wird man gleich am selben Tag machen können. In ganz Wien verstreut bespielen Mode-, Filme und Fotomacher Galerien mit ihren jüngsten Arbeiten.

Damit der in der heimischen Mode so prekäre wirtschaftliche Aspekt nicht vollends in den Hintergrund rückt (schlussendlich sollte Mode ja nicht nur gefördert, sondern auch verkauft werden), haben die Festivalmacher wieder einen Guerilla-Store initiiert. Er eröffnet am 6. Juni bei Liska am Hohen Markt, und ist mit Mode und Accessoires von drei Dutzend heimischen Designern bestückt. 30 Teile werden übrigens auch auf der Online-Plattform www.farfetch.com verkauft. Damit sich auch der Rest der Welt an Wiener Mode erfreuen kann. (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/03/06/2011)

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