Rolex-Gründer Hans Wilsdorf, eine bayerische Unternehmerlegende.

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Der Rolex-Hauptsitz in Genf.

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Chronograph mit nur einem Drücker: Starten, Stoppen, Nullstellen in Serie.

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Paul Newman hatte mit der Newman-Daytona keine offizielle, aber eine emotionelle Verbindung zum Uhrenhersteller.

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Große Uhr mit großem Stammbaum: die Cosmograph Daytona.

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Die Anfänge von Rolex, die gemeinhin als Schweizer Uhrenmarke schlechthin gilt, haben mit der Eidgenossenschaft relativ wenig zu tun. Die Geburtsurkunde des Gründers Hans Wilsdorf fertigte 1881 das nordbayerische Kulmbach aus. Mit 19 zog es ihn in die Schweiz, um dort Uhr-Erfahrungen zu sammeln. Ab 1903 verdingte er sich in London als Angestellter eines Uhrenimporteurs.

1905

Dort stieß er auf massive Qualitätsmängel bei der im Handel befindlichen Ware. Und er nahm sich vor, Abhilfe zu schaffen. Also rief er 1905 mit einem Partner den Uhrengroßhandel Wilsdorf & Davis ins Leben. Die präzisen Werke lieferte Aegler, ein alteingesessener Schweizer Fabrikant.

1920

Und Wilsdorf suchte einen einprägsamen Namen für sein Produkt. "Rolex" fiel ihm ein, eine in allen Weltsprachen gleichermaßen gut aussprechbare Verkürzung von "rolling export". Drei Jahre später war die Signatur geschützt und sein Eigentum. Vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs verlegte er den Firmensitz zunächst nach Biel, später, 1920, nach Genf, wo Wilsdorf am 17. Jänner die "Montres Rolex S. A." ins Handelsregister eintragen ließ.

1911

Wilsdorf war nicht nur guter Kaufmann und Marketingstratege, sondern auch vorausblickend. Mit der Rolex prägte er wesentliche Aspekte in der Konstruktion moderner Armbanduhren entscheidend mit: Zum Ersten die Geschichte des offiziell geprüften Armbandchronometers. Am 22. Mai 1911 erhielt Rolex von der amtlichen Prüfstelle in Biel das erste Schweizer Gangzeugnis für eine Serienarmbanduhr. Aufs Jahr 1914 datiert ein Chronometerzeugnis der Londoner Sternwarte Kew Teddington. Zum Zweiten: die Geschichte der vollkommen wasserdichten Armbanduhr.

1926

Sie begann 1926 mit dem Patent für ein Gehäuse mit Schraublünette, -boden und -krone. Am 7.10.1927 durchschwamm die Stenotypistin Mercedes Gleitze mit der neuen "Oyster" - fast - den Ärmelkanal in 15 Stunden und 15 Minuten. Die Oyster blieb geschlossen und daher trocken im Inneren. Seitdem wurde das System kontinuierlich weiterentwickelt, niemals aber in seinen Grundzügen verändert.

1932

Den weltweit ersten Rotoraufzug für Automatik-Armbanduhren präsentierte Rolex 1932. Durch Patente waren die "Perpetual"-Kaliber über Jahre hinweg sozusagen "wasserdicht" geschützt. Auch dieses revolutionäre Selbstaufzugssystem hat Rolex in den vergangenen Jahrzehnten stetig verbessert. Dabei hat man sich nicht beim Versuch aufgehalten, die Uhr so klein als möglich zu bauen, und gab den mechanischen Voraussetzungen wie Zuverlässigkeit, Langlebigkeit und Präzision den Vorzug.

1945

Schließlich debütierte 1945 die Armbanduhr mit wasserdichter Schale, Selbstaufzug und gut ablesbarer Datumsanzeige, "Datejust" genannt.

Zum Dritten ging man auch am Chronographen nicht vorbei. In den 1920ern kamen die ersten Exemplare, darunter die Referenz 2021, die nur einen Drücker besaßen, der das Starten, Stoppen und Nullstellen nacheinander erledigte. In den Markenkatalogen tauchten Zeitschreiber indes erst 1937 auf.

1965

Alle ausgestattet mit Uhrwerken von Valjoux. Das Jahr 1939 brachte eine ganze Reihe neuer Chronographen, darunter die Referenz 3335 mit 30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler, die 3481 mit verschraubter "Oyster"-Krone und normalen Drückern oder die kleine, quadratische Referenz 3529 mit dem Valjoux-Kaliber 69. 1965 stand im Zeichen der Cosmographen-Referenz 6240, welche erstmals neben der Oyster-Krone auch verschraubte Drücker vorzuweisen hatte.

1967

Ab 1967 machten die "Oyster Cosmographen" mit dem sogenannten Paul-Newman-Zifferblatt von sich reden. Dessen Kennzeichen sind kleine quadratische Markierungen an den Indexen der kleinen Skalen für den permanent mitlaufenden Sekundenzeiger sowie die Totalisatoren für Minuten und Stunden. Damals wollte die Stopper wegen der verbauten Valjoux-Kaliber eigentlich niemand. Heute sind sie sündhaft teuer. Seit besagtem Jahr tragen die Rolex-Chronographen auch die Zusatzbezeichnung "Daytona" auf ihrem Zifferblatt.

1988

In puncto Chronographen begann das Automatikzeitalter bei Rolex erst 1988. In den bis 100 Meter wasserdichten Gehäusen mit den Referenznummern 16520, 16523 und 16528 tickte das gründlich modifizierte, vom Fensterdatum befreite und um ein auf vier Hertz entschleunigte "El Primero"-Kaliber aus dem Hause Zenith, ausgestattet mit einem offiziellen COSC-Chronometerzeugnis.

2000

Dass das Bessere weiterhin des Guten Feind ist, zeigte sich im Jahr 2000. Da debütierte das Automatikkaliber 4130 aus eigener Manufaktur. In die Neukonstruktion waren klassische und innovative Ideen eingeflossen. Zum Überlieferten gehören das klassische Schaltrad, der Verzicht aufs Fensterdatum und vier Hertz Unruhfrequenz. Neu sind 72 Stunden Gangautonomie, rückwärtig montierte Zählermechanismen, eine vertikale Reibungskupplung. Die Nullstellung funktioniert durch einen einzigen Hebel. Je weniger Teile, desto besser, denn was nicht vorhanden ist, kann auch nicht kaputtgehen. Nach wie vor wird jedes einzelne Uhrwerk nach COSC zertifiziert. Besonders begehrt war von Anbeginn die in geringen Stückzahlen gelieferte Ausführung mit stählernem Gehäuse, die Referenz 116520.

Das vorläufig letzte Kapitel schreibt der bis zehn Atmosphären wasserdichte "Cosmograph Daytona" mit Oyster-Gehäuse aus "Everose"-Gold, einer Besonderheit bei Rolex. Kratzern widersetzt sich die "Cerachrom"-Lünette samt gravierter Tachymeterskala. Aufmerksamkeit weckt das schokobraune Zifferblatt. Für sicheren, komfortablen Halt am Handgelenk sorgt ein schwarzes Krokoband mit massivgoldener "Oysterlock"-Schließe. Damit hat die Daytona noch nicht ihren Zenit erreicht. Das lässt sich vermuten, weil der neue CEO aus Italien kommt, wo Chronographen hoch im Kurs stehen. Und bei Riccardo Marini ist das ganz bestimmt nicht anders. (Gisbert L. Brunner/Der Standard/rondo/03/06/2011)