Weihnachtsfeiern könnten heuer eine Spur eleganter werden, H&M sei Dank: Ab 23. November verkauft der schwedische Multi u. a. Ballerinakleider,...

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...asymmetrische Cocktailkleider...

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...und Smokings von Alber Elbaz, dem Chefdesigner von Lanvin.

 

--> Ansichtssache von der Modeschau in New York

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Beinahe im Wochentakt werden mittlerweile Designerkooperationen ausgerufen. Modeketten, die im unteren oder mittleren Preissegment angesiedelt sind, tun sich mit Designern zusammen, die für ihr eigenes High-End-Label oder für ein renommiertes Modehaus schneidern. Der Vorteil: Der Name des Designers wird bekannter, und Massenmarkt-Marken schmücken sich mit den Federn von Couturiers. Die erste große Kapselkollektion war jene von Karl Lagerfeld für H&M vor sechs Jahren. Heute haben beinahe alle größeren Hersteller Kapselkollektionen im Programm, und H&M wird die Geister, die es rief, nicht mehr los.

Jedes Jahr von neuem müssen sich in den Morgenstunden des ersten Verkaufstages nämlich die Massen vor den Eingangstüren der Filialen stauen. Nur dann geht das Konzept von H&M auf. Neben dem Glänzende-Augen-Effekt darüber, welcher Designer in diesem Jahr gewonnen werden konnte, ist es auf Verknappung aufgebaut. Nur ein Teil der Filialen wird mit einer überschaubaren Anzahl an Artikeln bestückt. Der kommerzielle Erfolg dürfte also gering sein. Was zählt, ist die PR-Lawine, die im Idealfall losgetreten wird.

Um sie zu erzeugen, benutzte H&M in diesem Jahr die unbezahlte und unbezahlbare Macht der Modeblogs. Tage vor der offiziellen Bekanntgabe der Kooperation veröffentlichte die schwedische Modekette ein Video mit der Silhouette und Stimme des männlichen Designers. Die Diskussionen in den Blogs liefen heiß, und als am 3. September die Entscheidung bekanntgegeben wurde, fiel sie auf gut aufbereiteten Boden.

Erwachsene Eleganz und Pariser Jungmädchencharme

Die Kreationen von Alber Elbaz für das Pariser Traditionshaus Lanvin gehören nämlich zu den Lieblingsstücken von Mode-Aficionados. Sie verbinden erwachsene Eleganz mit Pariser Jungmädchencharme. Die Cocktailkleider sind sexy und wirken mit ihren asymmetrischen Schnitten, komplizierten Drapierungen oder großflächigen Rüschen trotzdem nicht vulgär. Für viele ist der israelische Designer der legitime Nachfolger von Yves Saint Laurent, obwohl er seinerzeit von Tom Ford vom Chefdesignerposten bei Laurent verdrängt wurde. Zudem ist Lanvins Mode so teuer, dass sie für die durchschnittliche Konsumentin kaum leistbar ist.

Nicht so bei H&M: Hier wird das Kleine Schwarze 99 und das Ballkleid aus Tüll 199 Euro kosten. Den zweireihigen Kunstpelz gibt es um 149, den Herrensmoking (entworfen von Lanvin-Männerdesigner Lucas Ossendrijver) für 199 Euro. Ein Schnäppchen? Ja und nein. Die Qualität der Stücke ist nämlich jene von H&M. Darunter leidet das Design. Ungesäumte Nähte wie bei einigen Cocktailkleidern kommen nur bei ansonsten perfekt gearbeiteten Kleidern gut, ansonsten wirken sie billig. Diesen Eindruck vermitteln auch einige der Seidenkleider, bei denen man die übliche Lanvin-Raffinesse vermisst. Auch die Farbwahl (von Kanariengelb bis Schweinchenrosa) könnte eine Spur augenfreundlicher sein. Andererseits: Wo kriegt man (zumindest hierzulande) Abendmode in einer ähnlichen Preiskategorie? Dafür wird man allerdings in Kauf nehmen müssen, dass man nicht der Einzige ist, der sie trägt. (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/19/11/2010)