Den Mädels lehren Peggy Olson und Joan Holloway, dass Röcke nicht unbedingt über den Knien enden und die Rundungen des Pos kaschieren müssen, um sexy auszusehen.

Foto: 2008 Carin Baer

Es ist heute an der Zeit, ein Hohelied zu singen: auf eine Fernsehserie, die den Stil unserer Zeit prägt, wie es ansonsten nur noch Lady Gaga tut. Während die Frau mit den Fleischfetzen aber eher für die skurrilen Momente zuständig ist, führt uns Mad Men jene Eleganz vor, die Buben spätestens mit dem Firmungsanzug und Mädels mit dem Maturaballkleid an den Nagel hängen und später nicht mehr wiederfinden. Den Jungs zeigt Don Draper, mit welcher Selbstverständlichkeit man Nadelstreif trägt und sich dabei mit einer Zigarette in der Hand einen Scotch eingießt. Den Mädels lehren Peggy Olson und Joan Holloway, dass Röcke nicht unbedingt über den Knien enden und die Rundungen des Pos kaschieren müssen, um sexy auszusehen.

Die frühen Sechzigerjahre, dachten viele, bevor die Serie über die Werber von der Madison Avenue auf die Bildschirme kam, waren eine Zeit, in der die müffelnden Fünfziger noch nicht verdaut und der Aufbruch der Sechziger noch nicht richtig eingesetzt hat. Eine Zeit im Übergang, ein bisschen langweilig und mit einer Marilyn Monroe auf Barbituraten. Dieses Bild haben wir im vergangenen Jahr, seitdem die Serie über Umwege auch hierzulande erhältlich war, revidieren müssen.

Unter dem tief ins Gesicht gezogenen Fedora und den Brust, Bauch und Po betonenden Petticoats begegneten uns Menschen, die genauso amoralisch sind wie wir. Politisch furchtbar unkorrekt und ausgestattet mit veritablen Raucherlungen, haben sie den meisten von uns nur eine Sache voraus: den Sinn für den richtigen Aufputz. Seit dieser Woche läuft die Serie auch im normalen Fernsehen (auf ZDF Neo). Möge sie viele Zuschauer finden. (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/08/10/10)