Einer ist immer der Erste.

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Einer ist immer der Erste. Damit man sich auf einem bestimmten Gebiet als Wegbereiter oder Pionier bezeichnen darf, muss man allerdings auch Großes leisten. So geschehen mit der Integration des an und für sich recht heiklen Materials Keramik für das grundsätzlich sehr anspruchsvolle Objekt Armbanduhr. Was vor 25 Jahren die meisten noch für absolut unvereinbar hielten, gelang den Visionären bei Rado dennoch - dank ihrer Hartnäckigkeit und der Bereitschaft, jahrelang zu forschen, zu testen und zu investieren.

Speziell für die Anforderungen wurde ein ganz spezielles Material entwickelt, das am Ende sogar Qualitätsmerkmale aufwies, die bis heute kein anderer Uhrenwerkstoff bietet: Hightech-Keramik ist nicht nur widerstandsfähig, absolut kratzfest und daher nahezu unverwüstlich, sondern auch äußerst vielseitig, absolut hautverträglich (antiallergen) und im Tragekomfort unübertrefflich. Es ermöglicht die Realisierung metallisch glänzender, seidenartig schimmernder oder auch verzierter Oberflächen in vielen verschiedenen Farben.

Hightech-Keramik

1986 wurde, nach jahrelanger Forschung, die erste Rado aus der eigens für Uhren entwickelten Hightech-Keramik aus der Taufe gehoben. Die "Integral" galt einerseits als revolutionär, andererseits beäugte die konservative Uhrenbranche das neue Material mit großer Skepsis. Vonseiten der Traditionalisten wurde dieser Durchbruch eher belächelt als bewundert. Doch wie so oft hat sich das Blatt inzwischen gewendet.

Heute, mehr als 20 Jahre später, ist Keramik für die Uhrenindustrie plötzlich das Trendmaterial Nummer eins. Die wenigen Anbieter, die in der Lage sind, Keramikkomponenten herzustellen, werden mit Aufträgen überschwemmt, wobei die Palette der Interessenten vom Luxus- bis zum Trenduhrensegment reicht: von Jaeger-LeCoultre, Hublot, Panerai und Bell & Ross über Tissot und Certina bis zu Thomas Sabo und Fossil.

Keramikuhren um 200 Euro?

Nachdem sich Rado über viele Jahrzehnte hinweg einen Maximalstandard in Sachen Qualität erarbeitet hat, stellt sich nun die Frage, wie es möglich ist, dass andere Anbieter Keramikuhren jetzt schon um 200 Euro anbieten. Die Zusammensetzung des Werkstoffes ist überall ähnlich, die große Herausforderung liegt vor allem in der Verarbeitung. Es ist eben doch ein Unterschied, ob die Komponenten in der Schweiz hergestellt oder günstig aus dem Ausland importiert werden.

Der für Rado tätige und zur Swatch Group gehörige Spezialist produziert natürlich auch für konzernfremde Marken, die bereit sind, für höchste Qualität auch einen adäquaten Preis zu zahlen. Grundsätzlich gilt: Je zierlicher die Einzelteile, desto anspruchsvoller und teurer wird die Produktion. Auch beim Aufbau der Armbänder - vor allem bei der Integration der Bandstege - gibt es große Qualitätsunterschiede, die sich dann in der Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit niederschlagen. Ein weiterer Aspekt ist das Nachverkaufsservice: Rado garantiert die Verfügbarkeit von Ersatzteilen für alle Uhren bis 25 Jahre nach dem Kauf. Das heißt, es gibt sogar noch Ersatzteile für die Integral der ersten Stunde. Da können Billiganbieter natürlich keinesfalls mithalten. (Ines B. Kasparek/Der Standard/rondo/01/10/2010)