Die schwarze Katze wohnt jetzt am Bischof-Faber-Platz in Wien-Währing. Unverändert: die betörende Küche von Chef und Koch Günther Szigeti.

Fotos: Gerhard Wasserbauer

Kaninchenkeule mit frischen Feigen und Pignoli

Günther Szigeti hat es schon wieder getan. Seine "Schwarze Katze", die binnen weniger Jahre erst auf der Hernalser Hauptstraße und dann in der Währinger Kreuzgasse mit Tschocherl-Interieur und wunderbar geschmackssicherer Neobeiselküche Furore gemacht hatte, ist wieder einmal umgezogen.

Diesmal könnte es allerdings für länger sein. Der einstige Kirchenwirt am Bischof-Faber-Platz in Gersthof ist im Vergleich zu den vorigen Katzen mehr Restaurant als Wirtshaus (keine Sorge: eh alles sehr gemütlich), auch einen Schanigarten wird es geben.

Unverändert blieb die Preispolitik, die nur als wohltätig beschrieben werden kann - und Szigetis besondere Verehrung für Schmorgerichte. Keine Hauptspeise wagt sich über die 15-Euro-Schallmauer, was aber nicht heißt, dass deshalb auf Feinheiten wie rosa gebratene Flugentenbrust oder ein sehr erwachsenes, im Butterschmalz schwimmend herausgebackenes Kalbswiener verzichtet werden müsste. So g'hört sich das. Auch die Weinkarte, eine extrem verlockende, klug zusammengestellte Ansammlung großer Namen und spannender Entdeckungen, ist fast schon alarmierend kulant kalkuliert.

Oktopus in paprizierter Umgebung

Bei den Vorspeisen sollte man sich den roh gebeizten Saibling mit marinierten Eierschwammerln nicht entgehen lassen: Der fein aufgeschnittene Fisch zergeht kühl und wächsern auf der Zunge, ein gar nicht schüchtern angemachter Salat aus Wiesenkräutern wirkt als Kontrapunkt - erfrischend, animierend. Erdäpfelgulasch vom Oktopus mit Chorizo hat das Zeug zum Instant-Klassiker: Die Eleganz, mit der sich der Oktopus in dieser herzhaft paprizierten Umgebung zurechtfindet, die Anmut, mit der dünne Scheibchen erstklassiger Chorizo zusätzliche Würznoten verteilen, die cremige Köstlichkeit der Erdäpfel - ein herrliches Hallo aus Migranten und Einheimischen, das - wie sonst auch - zum Wohlgefallen aller ausgeht. Bei den Hauptspeisen gelingen die geschmorten Klassiker wie Rindsbacken, Kaninchenkeule (aufgezwirbelt mit frischen Feigen und Pignoli!) am überzeugendsten. Das liegt auch daran, dass Szigeti beim Garpunkt der kurz gebratenen Gerichte manchmal sehr auf der sicheren Seite bleibt: Wem zartrosa längst zu durch ist, der sollte das schon bei der Bestellung anmerken. (Severin Corti/DER STANDARD/rondo/13/08/2010)